Samstag, 4. Mai 2024

BRICS im Vormarsch - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2024/05/04/jp-morgan-brics-wird-2024-die-weltmacht-sein-usa-werden-eine-krise-wie-1973-erleben/

JP Morgan: BRICS wird 2024 die Weltmacht sein – USA werden eine Krise wie 1973 erleben.

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 4. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


Von https://uncutnews.ch

“Die Richtung der Gezeiten könnte sich ändern”.

JP Morgan prognostiziert, dass die USA eine Krise ähnlich der von 1973 erleben werden, während das Wirtschaftsbündnis BRICS 2024 zur Weltmacht aufsteigt und besorgt ist, dass der US-Gigant seine De-Globalisierungsagenda vorantreibt.

“Die Gezeiten könnten sich also ändern”, und JP Morgan geht davon aus, dass die Folgen schmerzhaft sein werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Jamie Dimon, äußerte sich gegenüber dem Wall Street Journal insbesondere zur Entwicklung der US-Wirtschaft.

“Diese bedeutenden und in gewisser Weise beispiellosen Trends veranlassen uns, vorsichtig zu bleiben”, sagte JP Morgan-Chef Dimon und fügte hinzu: “Amerikas globale Führungsrolle wird von Entwicklungsländern wie dem SCO-Block, der ASEAN-Gruppe und den BRICS-Staaten infrage gestellt”.

Während die BRICS-Staaten und andere Länder versuchen, den Dollar zu entwurzeln, führt die polarisierte Wählerschaft in Amerika zu einer weiteren Spaltung.

“Die freie westliche Wirtschaft ist in der Krise…”.

Der Chef von JP Morgan deutete auch an, dass die BRICS nicht das einzige Bündnis sein werden, das sich mit der De-Globalisierungsagenda auseinandersetzt.

Er forderte die USA auf, ihre Differenzen beiseitezulegen und eng mit den Entwicklungsländern zusammenzuarbeiten.

“Wir müssen Wege finden, unsere Differenzen beiseitezulegen und mit anderen westlichen Nationen im Namen der Demokratie zusammenzuarbeiten.

In dieser Zeit großer Krisen ist der Schutz unserer Grundfreiheiten, einschließlich des freien Unternehmertums, von größter Bedeutung”, schrieb er.

JP Morgan jedenfalls nimmt die Deregulierungsagenda der BRICS-Staaten ernst und warnt vor den Auswirkungen auf die US-Märkte.

In seinem Brief an die Aktionäre von JP Morgan schrieb er, dass die Abhängigkeit der USA von China für ihre eigene nationale Sicherheit der “kritischste” Aspekt des Problems sei.

“Die Vereinigten Staaten können sich nicht auf potenzielle Gegner verlassen, wenn es um Materialien geht, die sie für ihre nationale Sicherheit benötigen.

Man denke nur an seltene Erden, 5G und Halbleiter, Penicillin und Materialien, die für wichtige Medikamente benötigt werden.

Wir können keine lebenswichtigen Technologien teilen, die die militärischen Fähigkeiten eines Gegners verbessern könnten.

Sie benötigen Öl und Gas”, sagte er.

Angesichts bestimmter geopolitischer Allianzen sei es für die USA und China derzeit schwierig, ein “exzellentes” Verhältnis zu haben.

In den vergangenen Tagen hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg China gesagt, es müsse aufhören, Russland in seinem Krieg mit der Ukraine zu unterstützen, wenn es Beziehungen zum Westen haben wolle.

Wie er bei seinem Besuch in Peking betonte, “hilft China der russischen Wirtschaft durch den Austausch von Technologie”.

Laut Reuters sagte Stoltenberg, Russland importiere 90 Prozent seiner Mikroelektronik – die für Raketen, Panzer und Flugzeuge benötigt wird – aus China.

Peking unterstützt Russland auch mit verbesserten Satelliten- und Bildgebungskapazitäten.

“China sagt, es wolle gute Beziehungen zum Westen.
Gleichzeitig heizt Peking den größten bewaffneten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg an.

Sie können nicht ihren Kuchen haben und ihn gleichzeitig essen”, sagte Stoltenberg.

Dimon schloss sich dieser Meinung an und sagte: “Solange die Ukraine das durchmacht, was sie durchmacht, und alles tut, um Russland zu helfen und zu unterstützen, ist es meiner Meinung nach sehr schwierig, gute Beziehungen zu entwickeln.
Ich bin froh, dass die Regierung den Willen hat, gewisse Dinge zu tun.

Wenn einige der Anschuldigungen wahr sind, dann sollten Sanktionen verhängt werden.

Aber sie werden auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen.

Diese Woche berichtete das WSJ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass die USA an Sanktionen arbeiteten, um einige chinesische Banken vom globalen Finanzsystem abzuschneiden, um Chinas Beziehungen zu Russland einzuschränken.

“Die Situation ist wie in den 1970er-Jahren.
Und dann sah es 1972 ziemlich rosig aus – 1973 war es nicht mehr so rosig”.

Dimon erinnerte an die Rezession, in der sich die USA damals befanden:

Eine Ölkrise trieb die Inflation in die Höhe.
Überall gab es eine Wirtschaftskrise, eine Stagflation.

Doch dieses Mal sieht Dimon mehrere Faktoren, die die Märkte zur Vorsicht mahnen: riesige Haushaltsdefizite, Aufwärtsdruck auf die Preise und grünes Wachstum sind rote Fahnen.

“Das Defizit beträgt 6% des BIP, fast 2 Billionen Dollar.

QUELLE: JP MORGAN: «ΟΙ BRICS ΤΟ 2024 ΘΑ ΓΊΝΟΥΝ ΠΑΓΚΌΣΜΙΑ ΔΎΝΑΜΗ – ΟΙ ΗΠΑ ΘΑ ΒΙΏΣΟΥΝ ΜΊΑ ΚΡΊΣΗ ΌΠΩΣ ΑΥΤΉ ΤΟΥ 1973»
https://uncutnews.ch/jp-morgan-brics-wird-2024-die-weltmacht-sein-usa-werden-eine-krise-wie-1973-erleben/


Freitag, 3. Mai 2024

Liquidierung oder Aufspaltung: Warum die Ukraine ihre Existenzberechtigung verloren hat - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2024/05/03/liquidierung-oder-aufspaltung-warum-die-ukraine-ihre-existenzberechtigung-verloren-hat/

Liquidierung oder Aufspaltung: Warum die Ukraine ihre Existenzberechtigung verloren hat

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 3. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


von Dmitrij Gubin – https://rtnewsde.com

Die Zukunft der Ukraine kann entweder eine vollständige Liquidierung der Staatlichkeit und eine Aufteilung des Territoriums durch die Nachbarländer sein (wie es mit der Rzeczpospolita geschah) oder eine teilweise Aufspaltung unter strenger Kontrolle (wie es 1945 mit Deutschland geschah).

Der als Ukraine bezeichnete Staat ist zu einem Gefahrenherd geworden, sowohl für seine eigenen Bürger als auch für die Nachbarländer, vor allem für Russland. Ihre Regierung ist absolut unzurechnungsfähig, und es ist sinnlos, mit ihr zu verhandeln. Die Legitimität der dortigen Staatsführung ist zerstört, und demnächst, mit dem Ende der Amtszeit von Wladimir Selenskij im Mai und den Parlamentswahlen der Werchowna Rada im August dieses Jahres, wird sie gänzlich verschwinden. Warum besteht für dieses Staatsgebilde kein Grund, auf der politischen Landkarte der Welt zu bleiben?

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Jeder Staat besteht, solange mindestens eine der drei Bedingungen erfüllt ist:

– eine Tradition des langen Zusammenlebens unter einer Staatsgewalt, deren Grundfesten sich über Generationen hinweg nicht ändern;

– ein Gesellschaftsvertrag, das heißt eine Reihe geschriebener und ungeschriebener Regeln, die in allen Territorien und von allen dort lebenden menschlichen Gemeinschaften eingehalten werden müssen;

– alle Nachbarstaaten und Großmächte erheben ausnahmslos keine Einwände dagegen, dass ein staatliches Gebilde existiert und seine Bevölkerung regiert.

Was die Ukraine betrifft, so gibt es keine erwähnenswerte Staatsbildungstradition. Weder die fragwürdige Entstehungsgeschichte der Zentralen Rada, noch die ebenso umstrittene Wahl des Hetman Skoropadskij, noch das Direktorium Petljuras mit seinen Pogromen und nationalen Experimenten können die Existenz eines Staates rechtfertigen. Und schon gar nicht kann man die Aktivitäten der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN)1 mit ihrer Idee des Völkermords an jeder “falschen” Bevölkerung als staatsbildend ansehen.

Die “Banderowschtschina” ist nicht nur destruktiv und kriminell in ihrer grundlegenden Struktur, sondern auch eng mit dem Hitlerdienst verbunden, den die Geschichte bekannterweise mitsamt dem Nationalsozialismus ablehnte, wie aus den Materialien der Nürnberger und anderer Gerichtsprozesse hervorgeht. Was bleibt also übrig? Die Erfahrung des Russischen Reiches und der Ukrainischen SSR innerhalb der UdSSR, als die Menschen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine in einem einheitlichen Staat mit Russland lebten und Frieden und Harmonie untereinander pflegten.

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Der Gesellschaftsvertrag, der der Ukraine das Recht auf Unabhängigkeit verschaffte, beruht auf zwei Deklarationen: der Deklaration der staatlichen Souveränität der Ukraine vom 16. Juli 1990 und der Akte der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine vom 24. August 1991. Sie legen die Bedingungen fest, unter denen sowohl die Bürger als auch die sie vertretenden lokalen Eliten bereit sind, unter einem Dach zu leben.

Wenn diese geschriebenen und ungeschriebenen Regeln nicht nur auf lokaler Ebene verletzt werden, sondern durch den normativen Rahmen und die alltägliche Praxis außer Kraft gesetzt werden, verliert der Staat als Ganzes seine Existenzberechtigung. Wie lauten diese Regeln? In der Deklaration der staatlichen Souveränität heißt es klar und deutlich: “Die Ukrainische SSR gewährleistet die Gleichheit aller Bürger der Republik vor dem Gesetz, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres sozialen und vermögensrechtlichen Status, ihrer Rasse und Nationalität, ihres Geschlechts, ihrer Bildung, ihrer Sprache, ihrer politischen Anschauungen, ihrer religiösen Überzeugungen, der Art und des Wesens ihrer Beschäftigung, ihres Wohnorts und anderer Umstände.”

Und weiter ebenda: “Die Ukrainische SSR ist unabhängig in der Bewältigung von Fragen der Wissenschaft, der Bildung, der kulturellen und geistigen Entwicklung der ukrainischen Nation, garantiert allen auf dem Territorium der Republik lebenden Nationalitäten das Recht auf ihre freie nationale und kulturelle Entwicklung.”

Auf der Grundlage dieser Postulate wurde, wenn auch inkonsequent, ein System von Gesetzen und Rechtsvorschriften geschaffen, und 1996 wurde die ukrainische Verfassung verabschiedet. Der Bürgerfrieden, der auf einem Gleichgewicht der Werte und Interessen beruhte, wurde im Allgemeinen gewahrt. Kiew musste sich mit den historischen und ethnisch-kulturellen Eigenheiten der ihm untergeordneten Regionen abfinden und ein Gleichgewicht zwischen ihnen aufrechterhalten.

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Im Jahr 2014 wurde die Macht im Land von einer Gruppierungskoalition ergriffen, die diese Postulate nicht nur leugnete, sondern auch ihre Bereitschaft zeigte, sie mit Waffengewalt zu zerstören und einen Völkermord an allen zu begehen, die nicht ihrem Ideal eines “echten Ukrainers” entsprachen. Damit wurde nicht nur dieser Gesellschaftsvertrag innerhalb des Landes endgültig gebrochen, sondern auch die Existenz der Ukraine für ihre Nachbarländer sozusagen extrem unangenehm gemacht.

Der Putsch vom 22. Februar 2014 wurde mit Unterstützung der USA und der EU-Länder durchgeführt, ohne die Interessen Russlands zu berücksichtigen. Unter diesen Umständen erklärt Wiktor Medwedtschuk (der jahrzehntelang zu den Befürwortern des Gesellschaftsvertrags gehörte und sich an der internationalen Legitimierung der ukrainischen Staatlichkeit beteiligte): “Janukowitsch war der letzte legitime Präsident der Ukraine. Die Wahlen 2014 und 2019 sind illegitim.” Diese Wahlen fanden statt, nachdem der 1990/1991 geschlossene Gesellschaftsvertrag, der bis zum Maidan 2004 im Großen und Ganzen, wenn auch nicht im Detail, erfüllt wurde, mit Füßen getreten worden war. In den Zeiträumen zwischen den Putschen kam es dank des ungefähren Gleichgewichts der Kräfte in der und um die Ukraine nicht zu blutigen Auseinandersetzungen und zur Zerstörung der ethnisch-kulturellen und religiösen Vielfalt in diesem Gebiet, trotz des starken Wunsches der Nationalisten, sie zu zerstören, und des Wunsches der westlichen Akteure, die Politik des Landes gegen Russland zu lenken.

Nachdem Poroschenko und Selenskij ihre Macht erlangt hatten, akzeptierten sie voll und ganz die von den Banderisten vorgeschlagenen Spielregeln. Obwohl einer von ihnen Russe und der andere Jude war, wurden sie zu Vermittlern von Ideen und Vorstellungen der Ideologen des Völkermords – von Michnowski und Donzow bis Tjagnibok und Farion.

Abgesehen von der Tatsache, dass diese Wahlen nicht auf dem gesamten international anerkannten Territorium der Ukraine stattfanden, waren sie mit Verboten und Verfolgung behaftet. Tausende von Menschen litten unter den Maßnahmen des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU), die von der internationalen Gemeinschaft vollständig geduldet wurden. Mehr als 25.000 Strafverfahren wurden allein wegen abweichender Meinungen eingeleitet.

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Im Donbass machten militärische und paramilitärische Verbände unverhohlen Jagd auf Zivilisten. Die Gräueltaten, die die Einwohner von Odessa und Mariupol, Kupjansk und Isjum erlebt haben, sind unfassbar.

Im Jahr 2015 verabschiedete die Ukraine das Gesetz “Über den rechtlichen Status und das Andenken an die Teilnehmer des ukrainischen Unabhängigkeitskampfes im 20. Jahrhundert”, das die Angehörigen von Petljura und Bandera zu Nationalhelden erklärte. So wurde der vergangene Völkermord zur Heldentat erklärt, seine Praktiken wurden legitimiert und als Vorbilder übernommen. Diese Form der Erinnerungspolitik ist nicht nur eine Beleidigung für einen großen Teil der ukrainischen Bevölkerung, sondern auch absolut inakzeptabel für Russland und Polen sowie für die jüdische Öffentlichkeit, die ihr historisches Gedächtnis noch nicht verlor.

Seit 2014 findet eine aktive Ukrainisierung aller Lebensbereiche statt. Die Nationalisten, die die Macht eroberten, begannen mit der Abschaffung des Gesetzes über die Regionalsprachen. Die Rechte der Russischsprachigen wurden durch Personalentscheidungen, die Einführung von Prozentnormen in den Medien und Lehrplänen immer weiter beschnitten. Die in Artikel 10 der ukrainischen Verfassung verkündeten Garantien für die “freie Entfaltung und Verwendung der russischen Sprache” wurden völlig vergessen. Die ab 2018 verabschiedeten Gesetze zu Bildung, Sprache und nationalen Minderheiten führten zu einem Verbot des öffentlichen Gebrauchs der russischen Sprache. Diese Maßnahmen betrafen auch die ungarische und rumänische Bevölkerung, was zu entsprechenden Reaktionen in Budapest und Bukarest führte.

Seit 2017 wurde mithilfe des SBU und anderer staatlicher Stellen sowie unter Beteiligung des Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus, und von Beamten des US-Außenministeriums eine Politik der Zerstörung der kanonischen Orthodoxie betrieben.

In einer Situation der völligen Missachtung der Rechte der russischsprachigen und orthodoxen Bevölkerung sowie ihrer physischen Zerstörung ist es unmöglich, über die Legitimität der Ukraine als Ganzes zu sprechen. Daher ist jede Diskussion darüber, was mit dem derzeit von der Ukraine besetzten Gebiet geschehen wird, sinnlos. Dies können sowohl die vollständige Liquidierung der Staatlichkeit und die Aufteilung des Territoriums durch die Nachbarländer sein (wie im Fall der Rzeczpospolita Ende des 18. Jahrhunderts) als auch die teilweise Aufteilung und Wiederherstellung der Macht in einem Teil des Landes unter strenger Kontrolle der betroffenen Länder (wie im Fall Deutschlands im Jahr 1945).

Auf jeden Fall wird die Ukraine aus den Zeiten von Poroschenko und Selenskij der Vergangenheit angehören. Die einzige Frage ist lediglich der Zeitrahmen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 30. April 2024 zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen.

1 Die Organisation(en) wurde(n) aufgelöst oder ihre Tätigkeit ist in der Russischen Föderation verboten.

https://rtnewsde.com/meinung/204448-warum-ukraine-ihre-existenzberechtigung-verloren-hat


Mittwoch, 1. Mai 2024

TECHNOKAPITALISMUS: ? - LZ

 Entnommen:

https://linkezeitung.de/2024/05/01/technokapitalismus-unsere-dystopische-gegenwart-und-zukunft/

TECHNOKAPITALISMUS: UNSERE DYSTOPISCHE GEGENWART – UND ZUKUNFT?

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 1. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


VON CHRIS HEDGES – https://therealnews.com

Übersetzung LZ

Blockchain, KI und andere technologische Innovationen könnten dazu genutzt werden, das menschliche Wohlergehen zu verbessern. Stattdessen machen sie die Oligarchie reicher und mächtiger – auf unser aller Kosten.

Wir leben in einer beginnenden technologischen Revolution. KI, Blockchain, Kryptowährungen, kommerzielle Raumfahrt und andere Innovationen verändern in rasantem Tempo alles, vom Arbeitsplatz bis zur Finanzarchitektur der Weltwirtschaft. Viele dieser Technologien bergen ein enormes Potenzial für das Gemeinwohl, doch die multinationalen Konzerne und die Finanzoligarchie, die die Innovation vorantreiben und deren Produkte besitzen, sind einzig und allein durch den privaten Profit motiviert. Die Folgen sind überall um uns herum spürbar. Mit dem Fortschreiten der Technologie und der Macht der Oligarchie wächst das Elend und die Entmündigung der Mehrheit. Wir befinden uns jetzt in einem Zeitalter der “Weltraumbarone und Techtitanen”, und die Zukunft, in die sie uns führen, ist eine der noch größeren Ausbeutung, Ungleichheit und ökologischen Krise. Loretta Napoleoni, Autorin von Technokapitalismus: The Rise of the New Robber Barrons and the Fight for the Common Good, diskutiert mit The Chris Hedges Report über die in ihrem Buch beschriebene technokapitalistische Gegenwart und Zukunft.


Studio-Produktion: David Hebden, Adam Coley, Cameron Granadino

Nachbearbeitung: Adam Coley

TRANSCRIPT

Das folgende Transkript ist eine Schnellabschrift und kann Fehler enthalten. Eine korrekturgelesene Version wird so bald wie möglich zur Verfügung gestellt.

Chris Hedges:

Eine kleine Gruppe von Hightech-versierten Unternehmern, die die Geschwindigkeit der technologischen Innovation verstehen, haben sich diese neue Macht zunutze gemacht, um räuberische Hightech-Monopole wie Uber oder Amazon aufzubauen. Sie unterlaufen Arbeitsgesetze, entmachten den Staat, unterlaufen Regulierungen, ignorieren Rechtsnormen und häufen persönliche Vermögen in Höhe von Hunderten von Milliarden Dollar an. Ihre Apps, Dienstleistungen und Private-Equity-Firmen beherrschen unser Leben. Sie sind technologische Raubtiere, die jeden Aspekt der sozialen Existenz zur Ware machen. Die existenzsichernden Löhne der arbeitenden Menschen sinken. Die Gig-Economy beseitigt den Schutz von Arbeitsplätzen, nachhaltigen Einkommen und Sozialleistungen. KI ersetzt den Menschen. Die Schwächsten werden aus Profitgründen ausgeplündert. Die Kranken nähren die Profite der großen Pharmaunternehmen. Die Leichen der armen Männer und Frauen auf den Straßen unserer trostlosen.

De-industrialisierte Städte nähren die Profite des industriellen Gefängniskomplexes. Sie sind nichts wert, solange sie nicht in einem Käfig im größten Gefängnissystem der Welt eingesperrt sind und zwischen 50 und 60.000 Dollar im Jahr verdienen, die natürlich an die privatisierten Telefondienste, die Geldtransferdienste, die Beauftragten und die medizinischen Dienste gehen, die die amerikanischen Gefängnisse privatisiert haben. Die an private Unternehmen verkauften Versorgungsbetriebe prellen uns mit überteuerten Rechnungen für Wasser, Strom, Parkplätze und Abwasser. Gleichzeitig sind wir die am meisten beobachtete, fotografierte, ausspionierte und überwachte Bevölkerung in der Geschichte der Menschheit. Diese Technologie ist weit davon entfernt, unser Leben zu verbessern, und schafft eine neue Leibeigenschaft, wenn nicht sogar eine neue Sklaverei, während sie uns in schwindelerregender Geschwindigkeit in Richtung Ökozid treibt.

Loretta Napoleoni, Autorin von Technokapitalismus, wird mit mir über unsere dystopische Gegenwart und höchstwahrscheinlich unsere dystopische Zukunft sprechen: The Rise of the New Robber Barons and the Fight for the Common Good. Lassen Sie uns also beginnen. Sie eröffnen das Buch mit Bitcoin, der Kryptowährung, und da ich mich damit nicht so gut auskenne, habe ich Ihnen gesagt, dass Sie mir das Buch an die Hand geben müssen, aber Sie bezeichnen es wirklich als äußerst wichtig für die entstehenden Gesellschaften, in denen wir leben werden. Ich werde Sie also einfach anfangen lassen und erklären, was sie sind und warum sie so wichtig sind.

Loretta Napoleoni:

Nun, im Grunde kann man Bitcoin als die Währung des Volkes bezeichnen. Ich meine, für den Anfang sollten wir zwischen Bitcoin und all den anderen Kryptowährungen unterscheiden. Bitcoin ist also die erste. Er wurde der Welt von einem anonymen Individuum oder einer Gruppe von Individuen namens Satoshi Nakamoto geschenkt, und er wurde genau zum Zeitpunkt des großen Crashs, direkt nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, in das Cyber-Universum gebracht. Das Timing war also perfekt, was uns vermuten lässt, dass, wer auch immer Nakamoto ist, vielleicht jemand aus dem System ist, der sehr gut weiß, wie das System funktioniert.

Was ist Bitcoin wirklich? Bitcoin ist eine Währung, die durch Software erzeugt wird, und diese Software erfüllt alle Aufgaben, die eine echte Währung erfüllen sollte. Wir sprechen also nicht von den US-Dollars. Wir reden nicht über das Pfund oder die Währung. Sie werden aufgrund der Inflation ständig abgewertet, aber wir sprechen von einer Währung, die an Gold gekoppelt war, und die nach den Regeln des Goldstandards produziert wurde und im Umlauf war, die natürlich nur für eine sehr kurze Zeit galten.

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Bitcoin wird also durch Software erzeugt. Er wird also weder von einer Zentralbank noch von einer Regierung kontrolliert. Die Software ist so programmiert, dass die Bitcoin in Blöcken durch eine Aktivität freigesetzt werden, die Mining genannt wird, und diese Aktivität ist die Lösung von mathematischen Formeln. Die Lösung der mathematischen Formeln wird immer schwieriger und schwieriger. Und warum ist das so? Weil derjenige, der diese Währung geschaffen hat, eine Verknappung garantieren will. Es gibt also eine begrenzte Anzahl von Bitcoin, die produziert wird, nämlich 21 Millionen. Die Zeitskala wird fast eineinhalb Jahrhunderte betragen, und der Zeitplan sieht vor, dass alle 10 Minuten ein Block produziert wird. Der Zeitplan und die gesamte Struktur werden durch die Schwierigkeiten beim Lösen der mathematischen Formel garantiert. Es handelt sich also um ein recht komplexes System, das anfangs nicht wirklich verstanden wurde.

Ganz am Anfang haben die Kinder die mathematische Formel mit Schlittschuhen und ähnlichem gelöst und dann die Bitcoins für verschiedene Dinge verwendet. Es gibt eine interessante Geschichte von jemandem, der mit seinen Bitcoins zum Beispiel eine Pizza gekauft hat. Aber während der Finanzkrise wurde immer deutlicher, dass der Bitcoin eine Alternative zu den Fiat-Währungen war, die nach 2008 eindeutig ihre Bedeutung verloren hatten. Der größte Teil des Rettungspakets für die Banken wurde beispielsweise durch das Klicken auf ein paar Tasten im Computer des Finanzministeriums erzeugt. Mit anderen Worten: Geld existiert nicht. Das ist also das Problem, das Bitcoin zu lösen versucht, um eine Währung zu schaffen, die Ihnen diese Stabilität und das Vertrauen gibt und nicht von jemand anderem kontrolliert wird.

Das Kontrollsystem basiert also auf den Menschen, die an dem System teilnehmen. Sie laden also Ihre Software von einem Computer herunter, die natürlich für jeden kostenlos ist. Sie beginnen zu investieren. Sie werden Mitglied der Bitcoin-Gemeinschaft, und Sie sind derjenige, der zusammen mit allen anderen die verschiedenen Aktivitäten, die stattfinden, bewertet. Alles, was passiert ist, steht also da, ist transparent, ist im Klartext. Die Lösung, sogar die mathematische Lösung der Formel, und das ist sehr wichtig, sobald es jemandem gelingt, die Formel zu lösen und einen Block freizugeben, muss die gesamte Gemeinschaft der Menschen, die verbunden sind, also Teil der Bitcoin-Gemeinschaft sind, diese Lösung genehmigen.

Das nennt man also “proof of work”. Es ist also ziemlich komplex, weil wir über Millionen von Menschen sprechen. Aus diesem Grund hat sich Ethereum, eine weitere Kryptowährung nach Bitcoin, entschieden, nicht das Genehmigungsverfahren zu verwenden, sondern eine begrenzte Anzahl von Menschen, die tatsächlich bewerten, ob diese Lösung richtig war oder nicht. Ich denke, wenn es die Währung des Volkes ist, sollte die Kontrolle beim Volk liegen.

Das ist also mehr oder weniger… Oh, ja. Dann ist da noch die andere Sache, die übrigens bald passieren wird, denn im April, also zwischen Ende März und Anfang Mai, wird die Halbierung stattfinden. Alle vier Jahre, also alle 21.000 Blöcke, die veröffentlicht werden, wird die Anzahl der Blöcke, die Anzahl der Bitcoins, die in einem Block enthalten sind, um die Hälfte reduziert. Ganz am Anfang waren es also 50 Bitcoins. Heute sind wir bei 6,75. Und in ein paar Monaten nach der Halbierung werden wir bei 3,75 sein. Das ist also ein Mechanismus, der garantiert, dass der Bitcoin nicht aufgebläht wird, und der auch garantiert, dass derjenige, der den Bitcoin benutzt, ihn nicht für Spekulationen benutzt.

Chris Hedges:

Wie weit verbreitet ist er?

Loretta Napoleoni:

Nun, im Moment ist Bitcoin weit verbreitet. Wir haben gerade die Zulassung für Bitcoin durch die FDA erhalten. Im Grunde genommen nutzt also jede einzelne große Bank Bitcoin für Investitionen, den Handel, die Bitcoins in der Öffentlichkeit. Diese Art der Anerkennung war also sehr, sehr wichtig. Natürlich sträubte man sich dagegen, aber schließlich musste man akzeptieren, dass die Popularität des Bitcoin eine Realität ist. Wenn die Finanzwelt also mit etwas Geld verdienen kann, dann wird sie es auch tun, und mit Bitcoin lässt sich natürlich Geld verdienen. Aber das Hauptproblem hier ist die Tatsache, dass Bitcoin eine Bedrohung für die Währungen ist, die in jedem einzelnen Staat im Umlauf sind, also die US-Dollars oder…

Bitcoin ist eine transnationale Währung, also eine Währung, die man überall benutzen kann, aber sie ist eine Bedrohung für das Monopol, für das Geldmonopol der Zentralbank, und deshalb haben sie versucht, sie zu stoppen, aber sie konnten sie nicht stoppen. Sie konnten es nicht einmal aus dem Gesetz streichen. Das haben sie schon mit anderen Währungen gemacht, weil die Software… Ich meine, man kann die Software nicht vor Gericht stellen, richtig? Sie wissen nicht, wer Satoshi Nakamoto ist, also können sie ihn nicht verhaften. Natürlich ist die Gemeinschaft der Bitcoin-Inhaber das Volk, also kann man die Leute nicht daran hindern, es zu tun. Letzten Endes basiert Geld auf einem Akt des Glaubens. Man vertraut darauf, dass der US Dollar etwas wert ist. In der Tat steht im US-Dollar “in God we trust”, was bedeutet, dass es ein bisschen [inaudible 00:12:23] ist.

Chris Hedges:

Lassen Sie uns über den ganzen Kryptowährungsbetrug sprechen, die Königin der Kryptowährung aus Bulgarien, über die Sie in Ihrem Buch schreiben. Es gibt auch eine Menge Leute, die in dieser digitalen Währungswelt geschröpft wurden.

Loretta Napoleoni:

Ganz am Anfang, wir sprechen wieder von Bitcoin, war Bitcoin die erste, und ein paar Jahre später kamen andere Währungen hinzu. Der OneCoin, über den ich spreche, war in Bulgarien eindeutig ein Betrug und ein Schwindel. Wenn man sich Bitcoin ansieht, wurde sogar Bitcoin für illegale Aktivitäten verwendet, zum Beispiel in der Silk Road, im Darknet. Und warum war das so? Weil es ein Tauschmittel war. Es gab keine Kontrolle und niemand wusste wirklich, wie rückverfolgbar Bitcoin ist, aber als das klar wurde… Denn was ich Ihnen nicht erklärt habe, ist, dass jeder einzelne Block, der freigegeben wird, in einer Blockchain gespeichert wird. In dem Moment also, in dem der Arbeitsnachweis bestätigt wird, wird dieser Block Teil einer Kette. In dieser Blockchain haben wir alle Informationen über den Block, also wer die Formel gelöst hat, zu welchem Zeitpunkt und so weiter und so fort.

Nennen wir ihn Block Nummer fünf. Okay. Jedes Mal, wenn die Bitcoin in Block Nummer fünf verkauft, gekauft, halbiert werden, können Sie zum Beispiel die Hälfte davon verkaufen und diese Hälfte behalten, wird alles in einen anderen Block gelegt, der mit diesem Block verbunden ist. Nennen wir ihn also Block 5A, und er bleibt genau dort. Sie können ihn nicht löschen. Man kann ihn ändern. Das ist die Blockchain-Technologie, die hinter dem Bitcoin steckt. Sie können also jeden einzelnen Moment in die Software gehen und sehen, dass das Leben jedes einzelnen Bitcoins vom ersten Tag an, im Januar 2009, produziert wurde. Sobald dies verstanden wurde, wurde der Bitcoin zu einer der schlechtesten Währungen für illegale Aktivitäten, weil man ihn jeden Moment zurückverfolgen kann.

Wenn Sie nun zum Beispiel Geldwäsche betreiben wollen, müssen Sie den Bitcoin aus einem der Blöcke verschieben. Nehmen wir an, Sie haben einige illegale Aktivitäten durchgeführt und wurden in Bitcoins bezahlt, so dass das aus Sicht der Behörden niemand gesehen hat, aber in dem Moment, in dem Sie diese Bitcoin in eine Währung umwandeln wollen, nicht wahr? Denn Sie müssen das Geld ja waschen. Was werden Sie mit dem Bitcoin machen?

Andernfalls sitzt es nicht dort. In diesem Moment wird es automatisch in den Block eingetragen. Auf diese Weise haben die Währungsbehörden, aber auch die Anti-Terrorismus- und Anti-Drogen-Einheiten mehrere dieser Aktivitäten aufgedeckt, die über Bitcoin abgewickelt werden, und natürlich haben sie Leute verhaftet. Heute ist Bitcoin also eine der am wenigsten genutzten Währungen, weil die meisten illegalen und kriminellen Aktivitäten in Bargeld abgewickelt werden, denn Bargeld ist immer noch der König, wenn es um die Rückverfolgbarkeit geht.

Chris Hedges:

Nun, lassen Sie uns über den Betrug sprechen, ich meine, weil diese Kryptowährungsimperien eine ziemlich schnelle Deflation haben.

Loretta Napoleoni:

Nun, der FTX ist meiner Meinung nach das bestmögliche Beispiel, aber es ist auch nicht die Kryptowährung an sich. Auch hier möchte ich zwischen Bitcoin und den anderen Kryptowährungen unterscheiden, denn ich bin ein großer Anhänger von Bitcoin, aber kein Anhänger der anderen Kryptowährungen, denn Bitcoin ist die einzige, die diese Art von System hat, das ich Ihnen erklärt habe. Die anderen sind viel lockerer. Aber auf jeden Fall ist die FTX-Geschichte sehr bedeutsam, denn wie ist es dazu gekommen? Nun, Sam Bankman-Fried war ein Händler, ich meine, er war eines dieser intelligenten mathematischen Kinder, und er handelte, und dann entdeckte er plötzlich, dass es Diskrepanzen bei der Arbitrage zwischen einem Ort und einem anderen Ort gab. Mit anderen Worten, wenn man Bitcoin in Tokio kaufte, bekam man tatsächlich einen besseren Kurs als wenn man Bitcoins in New York kaufte.

Das war ganz am Anfang, also vor etwa sieben oder acht Jahren. Also dachte er: “Na toll, lass uns diese Unterschiede ausnutzen”, und er verdiente eine ganze Menge Geld. Zu diesem Zeitpunkt beschloss er, eine Börse zu gründen. Die Börse tat im Grunde das Gleiche wie er, nämlich aus den Preisunterschieden aufgrund der geografischen Lage Geld zu machen. Aber dann begann er, seine eigene Kryptowährung zu produzieren, die natürlich aus dem Nichts kam. Ich meine, es war nicht Bitcoin. Das Problem war, dass es kein Softwaresystem gab. Eines Tages beschloss er: “Nun, ich werde diese Währung herausgeben.” Die Leute strömten herbei und wollten kaufen, vor allem Prominente.

Der Mann war bei Prominenten sehr beliebt. Eine weitere Sache, die diese Art von Tech-Titanen betrifft, ist, dass sie in einem Ghetto leben, dem Ghetto der Superreichen, und jeder will noch mehr Geld verdienen, indem er das Know-how und das Wissen des anderen nutzt. So fing er an, Hunderte von Millionen von verschiedenen Leuten zu bekommen, um in eine Börse zu investieren. Er nahm das Geld natürlich in Dollar oder anderen Währungen und gab ihnen im Gegenzug Kryptowährungen. Im Grunde genommen basierte der Beteiligungsaustausch also auf dem Tausch von Dollar gegen diese Kryptowährung.

Warum haben sie nun diese Kryptowährungen gekauft? Warum haben sie das getan? Nun, weil sie dachten, dass es so schlau war und dass die Idee des Krypto-Austauschs so unglaublich verlockend war, dass sie dachten: “Ich bekomme heute die Kryptowährung, die bei einem Austausch von,” sagen wir, “eins zu eins zum Dollar produziert wird, und dann machst du weiter so viel Geld, dann wird die Kryptowährung im Wert steigen, und so wird es mehr zwei zum Dollar sein und ich werde sofort mein ganzes Geld verdoppeln.” Okay. Es ist also ein Betrug, aber es ist auch ein Betrug, der von Leuten unterstützt wurde, die an dem Betrug beteiligt waren, die Opfer des Betrugs waren, weil es die klassische Geschichte von Leuten ist, die zu dir kommen und sagen: “Oh, wenn du mir dieses Geld gibst, werde ich in das investieren. Sie werden Ihr Geld verdoppeln.”

Chris Hedges:

Bedroht all dies die Hegemonie des Dollars? Denn die Macht des Dollars besteht natürlich darin, dass er die Weltreservewährung ist, und wenn er diese Hegemonie verliert, wird das für das amerikanische Finanzsystem katastrophale Folgen haben.

Loretta Napoleoni:

Ja, ich denke, es wird nicht nur für das Finanzsystem katastrophal sein, sondern auch für die Macht des Staates. Stellen Sie sich also eine Welt vor, in der es keine Währungen mehr gibt, sondern nur noch Bitcoin oder etwas, das dem Bitcoin ähnelt. Die Software wird ihn produzieren und die Menschen werden ihn kontrollieren. Wie soll der Staat also Milliarden und Abermilliarden von Dollar drucken können, um den Finanzsektor vor einer weiteren Krise zu retten? Das wäre unmöglich, weil der Staat nicht die Kontrolle über den Bitcoin hätte. Okay. Aber wie sollte der Staat auch das Geld drucken, um den Krieg in der Ukraine zu finanzieren? Denn natürlich wird der Staat keine Kontrolle über die Geldmenge haben. Geld ist der Schlüssel. Die Geldmenge ist die Säule, die größte Säule der Macht oder der politischen Macht.

Das ist es, was der Cyberpunk… Ganz am Anfang des Buches habe ich das Buch mit der Geschichte der Cyberpunk-Gruppe von Informatikern in der Bay Area in den 1980er Jahren begonnen, und diese Leute wollten den Schutz des Individuums im Netz garantieren, um den Staat daran zu hindern, das Netz zu kontrollieren und die Leute im Netz auszuspionieren. Sie entwickelten ein kryptographisches System, um zu garantieren, dass die Menschen miteinander kommunizieren können, ohne vom Staat ausspioniert zu werden, aber sie konnten unmöglich, ich meine, einen Weg entwickeln, bei dem die Menschen keine Banken benutzen mussten, um Transaktionen zu tätigen, weil es eine echte Barriere gab.

Wenn man etwas kaufen will, muss man es über eine Bank kaufen, über eine Kreditkarte, und man muss mit einer Währung bezahlen, die natürlich vom Staat kontrolliert wird. Und dann kam Satoshi Nakamoto, aber er kam 20 Jahre später. Ich denke also, dass dies jetzt die wirkliche Bedrohung ist. Das erklärt auch, warum der Staat jetzt versucht, seine eigene digitale Währung zu schaffen, die keine Kryptowährung ist, aber als solche angesehen wird. Sie versuchen also aufzuholen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dies möglicherweise… Wenn Bitcoins wirklich durchstarten, könnte dies möglicherweise die Struktur des Nationalstaates verändern.

Chris Hedges:

Lassen Sie uns über Krypto-Anarchie sprechen, und dann haben Sie Julian Assange erwähnt, und ich möchte, dass Sie seine Opposition zu den Krypto-Anarchisten durchspielen.

Loretta Napoleoni:

Nun, die Krypto-Anarchisten sind… Die Cyberpunks waren eine Gruppe von Informatikern, die alle aus den USA kamen. Der einzige, der nicht aus den USA kam, war Julian Assange. Es war eine sehr seltsame Gruppe von Leuten, denn sie waren durch die Technologie miteinander verbunden, also waren sie alle Pioniere in der Informatik, aber politisch waren sie sehr unterschiedlich. Es gab zum Beispiel eine sehr starke Gruppe von Libertären, ich meine, die klassischen amerikanischen Libertären, wo der Staat nichts mit mir zu tun haben sollte, ich kann auf mich selbst aufpassen, so etwas in der Art.

Aber es gab auch Leute, die waren ziemlich, ich würde nicht unbedingt rechts, aber fast intellektuell rassistisch, weil diese Leute sehr intelligent waren, aber ich glaube auch, dass einige dieser Leute ernsthafte soziale Probleme in der Interaktion hatten. Sie befanden sich auf dem Asperger-Spektrum. Jedenfalls sprach ein Teil dieser Gruppe von einer Art Überlegenheit der Intelligenten gegenüber den Menschen. Sie betrachteten das Volk als eine Art minderwertige Gruppe, die beherrscht und gelenkt werden musste, weil sie nicht dasselbe Verständnis von Recht und Unrecht hatte wie sie. Nun, Assange war sehr dagegen.

Sie hatten eine Mailingliste, eine Mailingliste, auf der sich die Leute austauschen konnten. Wir sprechen hier von der Zeit, als es noch CompuServe gab, also noch bevor wir das Internet, wie wir es heute haben, und das Mailsystem hatten. Sie hatten also dieses Mailsystem, über das sie miteinander reden und Ideen und Vorschläge austauschen konnten. Innerhalb dieser Mailingliste war alles verschlüsselt, so dass nur sie es sehen konnten. Es gab einen sehr hitzigen Austausch und eine Diskussion zwischen dieser Gruppe von Krypto-Anarchisten, wenn man sie so nennen will, und Assange, der stattdessen sagte: “Das ist ein Instrument, mit dem wir die Menschen ermächtigen können. Die Menschen sollten es wissen. Das Volk sollte die Möglichkeit haben, Entscheidungen zu treffen. Und dann hat Assange natürlich WikiLeaks gegründet, das genau das getan hat.

Chris Hedges:

Was haben die anderen getan? Denn sie wurden, wie Sie es nennen, die neuen Raubritter. Sie haben da Beispiele. Uber ist ein gutes Beispiel. Aber sie haben sich diese Technologie zunutze gemacht, um im Wesentlichen riesige Kampagnen der Plünderung und Gier gegen den Rest von uns zu führen.

Loretta Napoleoni:

Nun, ich meine. Wir haben mehrere Beispiele. Fairerweise muss man sagen, dass die meisten Raubritter nicht unbedingt zur Cyberpunk-Mailingliste gehörten, obwohl einige von ihnen, vor allem die Gründer, unermesslich reich wurden, weil sie natürlich von Anfang an in der Branche waren. Sie hörten also auf zu arbeiten und nahmen mehrere Millionen Dollar mit, damit sie tun konnten, was sie wollten. Aber ich würde sagen, dass die Raubritter eher die Generation sind, die direkt nach Leuten wie Assange kommt. Tatsächlich gibt es einige von ihnen, die jünger sind, 10 Jahre, nicht sehr viel, aber das sind die, die durch Videospiele zu dieser Art von Geschäft gekommen sind.

Also, vergessen Sie die Politik. Sehen Sie, ganz am Anfang wurde das Internet als Instrument zur Stärkung der Menschen und zur Einführung der Demokratie in der Gesellschaft betrachtet. Dann, ein Jahrzehnt später, haben wir Kinder, die mit Videospielen aufgewachsen sind und die die Funktionsweise des Internets sehr gut kennen, und sie erkennen bestimmte Situationen, in denen sie, wenn sie sich mit Computern auskennen, wenn sie wissen, wie man programmiert, denn das ist die andere Sache, ein Geschäftsmodell schaffen könnten, das sie immens bereichern könnte. Und dann haben sie angefangen. Die erste Welle machte also eine Menge Geld, verkaufte ihre Unternehmen und wurde dann zu den so genannten Serienunternehmern.

Was ist der Serienunternehmer? Nun, das ist im Grunde ein Raubritter, weil er eine Gelegenheit erkannt hat. Sie haben aus dieser Gelegenheit gelernt. Sie verdienten eine Menge Geld mit dieser Gelegenheit, und dann beschlossen sie, dieses Modell in einem anderen Sektor in immer größerem Maßstab zu reproduzieren. All dies war durch Profit motiviert. Es gibt also absolut keinen Wunsch, etwas zu produzieren, das die Gesellschaft bereichern könnte. Deshalb spreche ich vom Gemeinwohl. Möglicherweise liegt das daran, dass diese Leute mit Videospielen aufgewachsen sind, für sie ist also alles ein Spiel. Verstehen Sie, was ich meine? Dass es diesen Filter des Internets gibt, der sie nicht wirklich verstehen lässt, was es bedeutet, ausgebeutet zu werden, oder ausgebeutet zu werden, würde ich sagen, vom System, aber möglicherweise auch wegen ihres Egos, denn plötzlich war es das Maximum, was man erreichen konnte, ein Serienunternehmer zu sein, Jeff Bezos zum Beispiel, oder Elon Musk oder Peter Thiel zu sein, so dass einem alles erlaubt wurde, weil man… Außer diesen ursprünglichen Mitgliedern des Cyberpunk, weil man schlauer ist als die anderen.

Chris Hedges:

Aber sie sind nicht schlauer. Sie sind schlauer, was die Technologie angeht. Es gibt eine wunderbare Kurzgeschichte von Stefan Zweig über den Schachweltmeister, von dem jeder denkt, dass er, weil er Schachweltmeister ist, auch über alles andere Bescheid weiß. Der Clou der Geschichte ist, dass er in allen anderen Dingen ein Idiot ist. Ich denke, dass Sie ziemlich gute Arbeit geleistet haben, um zu zeigen, dass insbesondere Figuren wie Elon Musk und die gesamte Raumfahrtindustrie Idioten sind. Aber sie wissen, wie man diese neue Technologie nutzt und ausbeutet.

Lassen Sie uns also ein paar Beispiele nennen. Zuerst möchte ich, dass du über Blockchains sprichst, und dann möchte ich, dass du das Beispiel von Uber anführst, weil es ein klassisches Beispiel dafür ist, wie diese Technologie am Anfang als Köder benutzt wird und dann zu einer Form von wirklich schrecklicher Unterdrückung wird, wenn sie in Bezug auf Timing und Ausschluss und all diese Dinge zementiert ist. Aber sprechen Sie über Blockchains und dann einfach über den Fall Uber.

Loretta Napoleoni:

Nun, ich meine, okay, Blockchain ist das, was wir in Bitcoins haben. Blockchain könnte also möglicherweise die Art und Weise, wie wir auf kommerzieller Ebene interagieren, völlig verändern. Sie könnte auch eine phänomenale Menge an Arbeit überflüssig machen. Jetzt reden wir also alle davon, dass die KI viele Menschen arbeitslos machen wird, was absolut richtig ist, aber die Blockchain kommt vor der KI. Sagen wir also, man braucht keinen Anwalt mehr, wenn man diese Verträge hat, die intelligente Verträge sind, bei denen der Vertrag besagt, dass, wenn sich bestimmte Umstände bestätigen, z. B. eine Scheidung, dann wird das Vermögen automatisch so aufgeteilt, und das wird unterschrieben und erledigt, und das bleibt in der Blockchain, so dass man nachweisen kann, dass es zu einem bestimmten Datum gemacht wurde. Dann wird die Situation verifiziert, und dann sind Sie hier, Sie gehen nicht vor Gericht, Sie tun nichts, weil Sie bereits die Vereinbarung im Ort haben. Das ist jetzt ein sehr einfaches Beispiel.

Aber Blockchain könnte auch auf intelligente Autos angewendet werden. Man könnte also ein fahrerloses Auto haben, das durch einen intelligenten Vertrag von selbst fährt und nach einer bestimmten Anzahl von Kilometern einen Ölwechsel vornimmt und zur Werkstatt fährt. Der Mechaniker oder vielleicht der Roboter wird den Ölwechsel durchführen und automatisch bezahlen, denn im intelligenten Vertrag, der sich wiederum in der Blockchain befindet, sind all diese Informationen enthalten. Wenn eine bestimmte Anzahl von Kilometern erreicht wird, die verifiziert wird, dann wird all das passieren. Ich meine, das ist es, was die Blockchain leisten könnte, und das Gleiche gilt für Abstimmungen.

Nun, es kann positiv sein. Es kann auch negativ sein. Das kommt ganz darauf an. Das ist das Problem. Das Problem ist, dass all diese Technologie sehr, sehr positiv für uns sein kann, vorausgesetzt, sie wird in die Hände der Menschen gelegt und dient dem Gemeinwohl. Nun, natürlich wird sie von einer begrenzten Anzahl von Individuen kontrolliert. Hier kommen wir zu Uber, denn letztendlich ist das Konzept von Uber, das übrigens eine sehr interessante Geschichte hat, weil der Mann, einer der beiden Gründer von Uber, ein Kanadier ist und sein erstes Startup für viel Geld verkauft hat und dann nach San Francisco gezogen ist, wo er für das Unternehmen gearbeitet hat, das eigentlich sein ursprüngliches Startup gebootet hat, aber er hat nichts gemacht, richtig?

Er ging also jede Nacht in San Francisco in die Clubs und sah sich James-Bond-Filme an. Das ist also die Art von Leuten, über die man spricht, okay, diese Kids. Als er sich Casino Royale ansah, sah er, dass James Bond sein Auto mit dem Smartphone über eine Karte anrief, um ihn im Casino abzuholen. Da kam ihm die Idee, ein System zu entwickeln, das das Smartphone und die Karten, die Google gerade auf den Markt gebracht hatte, nutzt, um nach einem Clubbesuch ein Taxi zu rufen. Das Problem war, dass man keine Taxis finden konnte, weil es in San Francisco einen Mangel an Taxis gab. So kam er auf die Idee, Mietautos zu verwenden, die blauen Autos, die man mieten kann, was wir in Großbritannien Minicabs nennen, und sie auf eine Karte zu setzen, so dass man auf der Karte interagieren und sie anrufen und sehen kann, wer verfügbar ist und bla, bla, bla. So kam er also auf die Idee. Und dann hat er schließlich die erste Uber-App entwickelt, dank der Technologie.

Natürlich kannte er die Technologie, denn er war jemand, der sich mit Technologie auskannte oder etwas von Technologie verstand. Die Minicab-Firma im Vereinigten Königreich, die diese Art von Dienstleistung erbrachte, kannte die Technologie nicht, also konnten sie es nicht tun. Sie konnten die App nicht selbst entwickeln. Heute hat jeder eine App, aber wir sprechen hier von einer Zeit, in der das wirklich eine großartige Idee war. Und dann hatte er die Idee, warum diese Autos benutzen, warum nicht normale Autos benutzen? Warum nicht normale Leute benutzen, so dass die Leute etwas dazuverdienen können, indem sie Leute über die App herumfahren? Anfangs war es für die Fahrer und die Fahrgäste sehr attraktiv, weil es sie zusammenbrachte… Es war also ein System, bei dem er zwei Menschen zusammenbrachte, die gerne miteinander Geschäfte machen wollten. Ich meine, die Fahrer waren alle selbständig, also bekamen sie einen guten Lohn für ihre Arbeit, aber dann, als sich das System entwickelte, änderte sich alles, natürlich wegen der Gier. Uber nimmt also immer mehr und mehr Prozente von den Fahrern, und dann fängt es auch noch an, den Fahrer zu konditionieren, indem es ihn zwingt, bestimmte Fahrten anzunehmen.

Chris Hedges:

Nun, und den Fahrer zu bestrafen, wenn er das nicht tut. Ich glaube, in dem Buch haben sie 15 Minuten oder so, und wenn sie nicht annehmen, können sie nicht einmal Arbeit bekommen.

Loretta Napoleoni:

Ja, genau. Wenn man dann drei Fahrten hintereinander nicht annimmt, wird man für 24 Stunden oder für 24 Stunden ausgesperrt. Aber sehen Sie, ich meine, ich war gerade in Calgary und wurde von einem Uber-Fahrer abgeholt, und dieser Typ erzählte mir, dass er seinen Job verloren hatte. Ich glaube, er kam aus Westafrika. Er hatte eine Familie, ein neues Baby, ein weiteres Kind. Die Frau arbeitete nicht, er hatte seinen Job verloren, und er fuhr Uber, um sein Gehalt aufzubessern, aber jetzt fuhr er die ganze Zeit. Er erzählte mir, dass sich die Situation überhaupt nicht verändert hat. Ich meine, Uber nimmt einen großen, großen Anteil von jeder einzelnen Fahrt. Ich fragte ihn: “Warum arbeitest du nicht für ein Taxiunternehmen?” Er sagte: “Es gibt keine Taxiunternehmen.”

Sehen Sie, das ist die andere Sache, denn Uber hat an bestimmten Orten, nicht überall, aber an bestimmten Orten, die gesamte Konkurrenz aus dem Markt verdrängt. Das ist ein weiteres Element dessen, worüber ich in meinem Buch spreche. Diese Leute waren in der Lage, eine oligopolistische Position für sich selbst und die wenigen anderen Leute zu schaffen, die die Technologie beherrschen und alle anderen verdrängen. Das sollte nicht passieren, denn das ist wiederum Wettbewerbspolitik, aber der einzige Ort, an dem man tatsächlich versucht, sie zu stoppen und das Wettbewerbsrecht durchzusetzen, ist die EU. In den USA herrscht ein völlig wilder Markt.

Chris Hedges:

Nun, sie umgehen auch Gesetze, Arbeitsgesetze und Vorschriften. Da es sich um eine neue Technologie handelt, gibt es keine wirkliche Aufsicht und sie nutzen das aus. Es gibt eine Menge in dem Buch. Ich möchte nur zum Schluss kommen, weil Sie am Ende des Buches auf die Weltraumforschung von SpaceX und die ökologische Seite eingehen, aber hier legen Sie wirklich dar, dass diese Leute technologisch ziemlich begabt sind, aber in Bezug auf das Verständnis der Realität, der Welt um sie herum und natürlich dessen, was uns im Moment der Klimakatastrophe bevorsteht, sind sie völlig ahnungslos. Sie bringen diese ganze Idee, dass wir alle auf dem Mars oder so leben werden, auf den Punkt. Also, lassen Sie uns abschließen…

Loretta Napoleoni:

Ist das nicht absurd?

Chris Hedges:

Natürlich ist es völlig absurd, aber lassen Sie uns darüber reden, denn sie halten es nicht für absurd. Ich meine, Sie schreiben tatsächlich die Physik dessen auf, was die Schwerelosigkeit mit Ihrem Körper macht… Sie zerstört Ihren Körper. Ich meine, es ist nicht einmal nachhaltig. Aber nur zu, ich lasse Sie reden.

Loretta Napoleoni:

Nun, ich meine, ich habe lange gebraucht, um diesen Abschnitt zu schreiben. Ich musste Ärzte für mich arbeiten lassen, um es zu verstehen, denn, okay, Elon Musk und Jeff Bezos kommen so rüber, als ob sie alles wissen. Weil man denkt, wenn diese Leute Milliardäre werden, muss ich natürlich glauben, was sie sagen. Das stimmt aber nicht, denn es ist absolut nicht wahr. Der Grund, warum sie davon sprechen, zum Mars zu fliegen, zu kolonisieren, eine multiplanetare Zivilisation zu sein und so weiter, ist, dass diese Art von Gedanken die Menschen anspricht, weil sie gerne davon träumen, dass wir in der Lage sind, das Universum zu erobern.

Durch diese Anziehungskraft können sie das eigentliche Ziel erreichen, nämlich die Besiedlung der niedrigen Erdumlaufbahn. Der einzige Ort, an dem der menschliche Körper für eine begrenzte Zeit im Weltraum leben kann, also maximal ein Jahr mit massiven Übungen, um das Phänomen der Bindungsdichte aufgrund der fehlenden Schwerkraft zu reduzieren, ist die niedrige Erdumlaufbahn, weil die niedrige Erdumlaufbahn immer noch ein wenig Schwerkraft hat, so dass man nicht völlig aus der Schwerkraft heraus ist. Der Grund, warum sie die niedrige Erdumlaufbahn kolonisieren wollen, ist, dass dort die Geschäfte der Zukunft abgewickelt werden sollen. Ich meine, vergessen Sie den Mond, vergessen Sie die Asteroiden.

Ich meine, selbst wenn wir in einer nicht allzu fernen Zukunft Asteroiden abbauen könnten, werden wir dies mit Robotern tun müssen, und die Roboter werden in der niedrigen Erdumlaufbahn leben müssen. Das wird also das Zentrum für die Verteilung der Aktivitäten sein, um den Weltraum abzubauen. Der Grund, warum sie die niedrige Erdumlaufbahn besiedeln wollen, ist jedoch die Telekommunikation. Weil sie dort Satelliten aufstellen und wir hier sind, werden sie unsere Daten auswerten, unsere Gehirne im Grunde durch ihre Satelliten aussaugen. Es gibt bereits Orte auf der Welt, zum Beispiel im Norden Kanadas, ganz im Norden Kanadas, wo es kein Internet gibt. Das einzige Internet ist Starlink. Elon Musk ist also der Einzige, der an Orten im Pazifik oder im Atlantik, an denen es kein Internet gibt, Internet zur Verfügung stellt. Über Starlink kann man also sehr gutes Internet bekommen.

Nun möchte ich noch etwas hinzufügen: Warum sind diese Daten so wichtig? Jeder sagt: “Oh ja, mit Daten haben sie es geschafft, Wahlen zu manipulieren.” Nun, die Wahrheit ist, dass die Daten mit KI jetzt auch die grundlegenden Faktoren für die Zukunft der Kriegsführung sein werden. Ohne diese Daten wird man nicht mehr in der Lage sein, einen Krieg zu führen. Derjenige, der über die meisten Daten verfügt, denn so verbessert sich die KI tatsächlich, wird einen deutlichen Vorteil gegenüber allen anderen haben. Der Grund, warum sie uns und den Regierungen einen Schritt voraus sind, liegt darin, dass die meisten Menschen und die meisten Regierungen sich nicht einmal die Mühe machen zu verstehen, worum es bei der technologischen Revolution geht.

Es ist also unsere Schuld, und das ist es, was ich in dem Buch sage, wir müssen daraus aufwachen. Ich meine, wir sind schlafgewandelt. Das ist das Ende des Buches. Ich sage: “Wir schlafwandeln in die Dystopie und merken es nicht einmal.” Wir denken, dass alles fantastisch ist, weil wir uns auf Instagram sehen können, wir können auf Facebook miteinander reden, und wir verstehen es nicht. Ich hoffe also, dass das Buch dazu beiträgt, ein wenig über Technologie zu lehren und den Menschen zu helfen, aufzuwachen.

Chris Hedges:

Nun, weil es auf Platons Höhle zurückgeht, haben sie uns ziemlich effektiv mit den Apps und den Bildschirmen hypnotisiert, während sie uns auf eine sehr reale Art und Weise, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Herstellung eines Elektroautos, in den Bann gezogen haben. Wenn Sie damit fertig sind, sind Ihre Kohlenstoffemissionen, ich glaube, Sie schreiben, dass die Herstellung von Autos, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, tatsächlich mehr ist, aber es ist alles ein Spiel. Es ist ein sehr bösartiges Spiel, während wir auf einen Systemkollaps zusteuern.

Loretta Napoleoni:

Ja, genau, Systemzusammenbruch, aber aufgrund von Unwissenheit. Ich meine, schau, dieser Winter, zum Beispiel, ist immer mit dem Tesla passiert. Ich meine, bei minus 15, minus 20 Grad funktioniert der Tesla nicht mehr. Es braucht nicht viel, um das zu wissen, denn wenn Sie Ihr iPhone haben und nach Finnland fahren und es ist minus 20, funktioniert Ihr iPhone innerhalb weniger Minuten nicht mehr, weil die Batterien leer sind, weil das mit den Lithiumbatterien passiert ist. Aber wie ist das möglich? Daran hat noch niemand gedacht. Wie ist es möglich, dass niemand Elon Musk damit konfrontiert hat, als er seinen Tesla auf den Markt brachte und all diese Dinge produzierte, und sagte: “Entschuldigung, aber okay, Sie können in Kalifornien fahren, wo das Wetter nie unter Null sinkt”, aber was passiert, wenn Sie in den skandinavischen Ländern fahren? Ich meine, was tun Sie, um das Abflachen der Lithiumbatterien zu verhindern?

Ich glaube, dass viele Journalisten ihre Arbeit nicht mehr richtig machen, weil sie kein Geld haben, denn ich meine, Zeitungen und Zeitschriften haben kein Geld, aber die Regierung, um Himmels willen, die haben Geld, also warum gibt es keine Expertise von der Regierung, die diese Art von Informationen anfechten, die über die verschiedenen Kanäle verbreitet werden, die diese Leute kontrollieren?

Chris Hedges:

Nun, um diese technologische Revolution aufrechtzuerhalten, beschleunigt sie, wie Sie in Ihrem Buch darlegen, unseren Angriff auf den Planeten. Einerseits bekommen wir natürlich all diese Gadgets und Spielzeuge, aber in Wirklichkeit vernichten wir… Damit diese Revolution stattfinden kann, vernichten wir die Zukunft, die uns noch bleibt.

Loretta Napoleoni:

Deshalb ist die Idee eines kolonisierten Mars Teil der Erzählung, denn die Wahrheit ist, dass, wenn man den Menschen sagt: “Macht euch nicht zu viele Sorgen über den Klimawandel. Macht euch nicht zu viele Sorgen um die Überbevölkerung.” Sollen wir auch über Überbevölkerung sprechen? Denn wir werden hingehen und den Mars kolonisieren, und dann wird der Mars so schön sein wie die Erde, oder Jeff Bezos kommt mit diesen verrückten Ideen, künstliche Planeten zu schaffen, auf denen natürlich Menschen leben könnten. Es gibt einen Film, ich glaube, er heißt Elysium. Es ist ein Film, in dem es einen dieser künstlichen Planeten gibt, wo die armen Leute auf der Erde sind, sie werden zurückgelassen, bla, bla, und all die reichen Leute leben auf diesen künstlichen Planeten, die absolut schön sind, und sie sehen natürlich alle aus wie Kalifornien, wo das Wetter immer schön ist. Es ist nicht kalt, blah, blah. Wenn man in diese Falle tappt, macht man sich natürlich nicht so viele Sorgen um den Planeten, weil man denkt: “Na ja, es gibt eine Lösung.” Nun, nein, es gibt keine Lösung. Dies ist der einzige Planet, den wir haben. Wenn wir diesen Planeten nicht retten, werden unsere Enkelkinder nicht überleben können.

Chris Hedges:

Und genau darum geht es in dem Buch.

Loretta Napoleoni:

Deshalb ist die Idee eines kolonisierten Mars Teil der Erzählung, denn die Wahrheit ist, dass, wenn man den Menschen sagt: “Macht euch nicht zu viele Sorgen über den Klimawandel. Macht euch nicht zu viele Sorgen um die Überbevölkerung.” Sollen wir auch über Überbevölkerung sprechen? Denn wir werden hingehen und den Mars kolonisieren, und dann wird der Mars so schön sein wie die Erde, oder Jeff Bezos kommt mit diesen verrückten Ideen, künstliche Planeten zu schaffen, auf denen natürlich Menschen leben könnten. Es gibt einen Film, ich glaube, er heißt Elysium. Es ist ein Film, in dem es einen dieser künstlichen Planeten gibt, wo die armen Leute auf der Erde sind, sie werden zurückgelassen, bla, bla, und all die reichen Leute leben auf diesen künstlichen Planeten, die absolut schön sind, und sie sehen natürlich alle aus wie Kalifornien, wo das Wetter immer schön ist. Es ist nicht kalt, blah, blah. Wenn man in diese Falle tappt, macht man sich natürlich nicht so viele Sorgen um den Planeten, weil man denkt: “Na ja, es gibt eine Lösung.” Nun, nein, es gibt keine Lösung. Dies ist der einzige Planet, den wir haben. Wenn wir diesen Planeten nicht retten, werden unsere Enkelkinder nicht überleben können.

Chris Hedges:

Und genau darum geht es in dem Buch.

Loretta Napoleoni:

Ja, das ist der Punkt des Buches. Wenn all diese Technologie dem Gemeinwohl dienen würde, könnte diese Technologie alles umkehren, sie könnte den Klimawandel umkehren. Natürlich wird sie das Problem der Überbevölkerung nicht lösen, das ist ein Problem, das wir auf andere Weise angehen müssen, aber die Technologie könnte zum Beispiel eine Null-Energieproduktion für den gesamten Planeten ermöglichen. Man kann Solarkraftwerke in die niedrige Erdumlaufbahn bringen, die die Sonnenstrahlen nutzen und dann durch Mikrowellennachrichten, Mikrowellenstrahlen, zur Erde senden, und sie können den gesamten Planeten mit Strom versorgen. Wissen Sie, wer diese Technologie im Moment nutzt? Ich meine, die USA nutzen diese Technologie, um die Mikrowellenwaffe herzustellen.

Chris Hedges:

Das ist richtig. Es kommt darauf an, wer sie hat. Technologie ist eine neutrale Kraft.

Loretta Napoleoni:

Ganz genau. Ganz genau.

Chris Hedges:

Sie dient dem, der sie kontrolliert. Leider leben wir in einem Zeitalter, in dem die Technokapitalisten und die Konzerne uns in ihrem Todesgriff haben. Das war Loretta Napoleoni, Autorin von Technokapitalismus: The Rise of the New Robber Barons and the Fight for the Common Good. Ich möchte dem Real News Network und seinem Produktionsteam, Cameron Granadino, Adam Coley, David Hebden und Kayla Rivara, danken. Sie können mich unter chrishedges.substack.com finden.

https://therealnews.com/technocapitalism-our-dystopian-present-and-future


Montag, 29. April 2024

Anti-Israel-Genozid Proteste erinnern an Anti-Vietnamkrieg Bewegung _ LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2024/04/29/anti-israel-genozid-proteste-erinnern-immer-staerker-an-anti-vietnamkrieg-bewegung/

 Anti‑Israel‑Genozid Proteste erinnern immer stärker an Anti‑Vietnamkrieg Bewegung
    

LZ

29. April

von Dr. Peter F. Mayer - https://tkp.at
Der Krieg Israels gegen die Palästinenser mit Völkermord und Kriegsverbrechen, haben weltweit eine vor allem von Studenten getragene Protestbewegung hervorgerufen. Wer sich noch an die Anfänge der Bewegung gegen die US-Kriegsverbrechen im Vietnamkrieg erinnert, wird klare Parallelen erkennen. Die jüngere Generation und Studenten haben weitgehend die Covid-Maßnahmen und den damit verbundenen Autoritarismus und Totalitarismus hingenommen.

In den späten 1960er Jahren kam es zu heftigen Auseinandersetzungen und vielen US-Universitäten. Polizei und Nationalgarden wurden von der Regierung Nixon und den Bundesstaaten auf den Campus von Universitäten losgelassen um die Proteste mit Gewalt niederzuschlagen. Ähnliches passiert jetzt. Der in Fragen von Corona vernünftige Gouverneur von Texas zeigt sich als faschistischer Hardliner:

    „Verhaftungen werden gerade vorgenommen und werden fortgesetzt, bis sich die Menge auflöst.

    Diese Demonstranten gehören in den Knast.

    Antisemitismus wird in Texas nicht geduldet. Punkt.

    Studenten, die sich an hasserfüllten, antisemitischen Protesten an einem öffentlichen College oder einer Universität in Texas beteiligen, sollten von der Schule verwiesen werden.“

Der Vorwurf des Antisemitismus ist im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Palästinenser ohnehin kompletter Schwachsinn, denn die mittlerweile 35.000 ermordeten palästinensischen Zivilisten, vorwiegend Frauen, Kinder und ältere Menschen, sind Semiten. Menschen mit jüdischer Religion machen nur 2 Prozent der Semiten aus, die überwiegende Mehrheit sind Moslems, Christen und Atheisten.

Auf der Webseite des „Ron Paul Institute For Peace and Prosperity“ des langjährigen Kongressabgeordneten und Spitzenpolitiker der Republikaner Ron Paul, schreibt Daniel McAdams, einer der Direktoren des Institut, über dieses Abbot Posting:WERBUNG

    „Kurz nachdem er die schwer bewaffnete Staatsmiliz auf die protestierenden Studenten gehetzt hatte, veröffentlichte Abbot diesen Tweet:

    Abbotts pauschale Anschuldigung, dass diese Proteste auf den ersten Blick antisemitisch seien, wird durch die Tatsache widerlegt, dass Juden im ganzen Land an den Massenaktionen teilnehmen, auch auf dem Universitätsgelände.

    Es wird eindeutig versucht, die berechtigte Sorge über das Abschlachten Zehntausender palästinensischer Zivilisten – und Hunderttausender, die vom Hungertod bedroht sind – mit einem pauschalen Hass auf jüdische Menschen in einen Topf zu werfen. Aber die Jugend kauft das nicht ab. Es ist also an der Zeit, die militarisierte Polizei zu schicken, um friedliche Proteste und den ersten Verfassungszusatz zu unterbinden.

    Im Fall von Texas wies ein frecher konservativer Twitter/X-Nutzer darauf hin, dass „Abbott mehr Truppen geschickt hat, um friedliche Proteste an der UT zu beenden, als um die Grenze zu sichern“.

    Autsch – aber aufschlussreich.

    Andere Beobachter haben in ähnlicher Weise auf die Heuchelei des massiven Einsatzes militarisierter Polizei zur Niederschlagung eines friedlichen politischen Protests hingewiesen und eine Videomontage von Polizisten, die amerikanische Universitätsstudenten verprügeln und verhaften, mit den Worten kommentiert: „Stellen Sie sich vor, wenn dieses Video aus der Teheraner Universität im Iran käme, würden unsere Politiker und Medien endlos nach einem Regimewechsel rufen.“

Hier noch ein Beispiel aus New York: Orthodoxe Juden unterstützen Studenten der Columbia University in New York City bei ihrem Protest gegen Israels Vorgehen gegen Palästinenser in Gaza.

Der Artikel von McAdams trägt den Titel „Tin Soldiers and Nixon Coming…“ (Zinnsoldaten und Nixon im Anmarsch…). McAdams erkennt darin starke Ähnlichkeiten wie bei den Protesten gegen die US-Verbrechen in Vietnam:

    „Die Aktionen der Studenten an den Universitäten gegen die Beteiligung der USA an Israels Abschlachten des Gazastreifens sind im ganzen Land explodiert. Plötzlich liegt ein Gefühl in der Luft, das an die Proteste gegen den Vietnamkrieg erinnert, als sie sich 1968 endlich durchsetzten und bald darauf den Lauf der amerikanischen Geschichte veränderten.

    Beide Protestbewegungen wurden von denselben Kräften des Mainstream-Links/Rechts-Regimes und dem, was der libertäre Schriftsteller Jacob Hornberger zu Recht den „Nationalen Sicherheitsstaat“ nennt, vollständig dämonisiert. Ich würde die Mainstream-Medien von Fox bis MSNBC hinzufügen. Heutzutage haben die Amerikaner jedoch über einige soziale Medien relativ viel mehr Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung. Der Krieg der US-Regierung gegen einen dieser Kanäle – TikTok – könnte die Proteste ebenfalls anheizen, da dieser Kanal besonders bei jüngeren Amerikanern beliebt ist und für sie zu einer Plattform geworden ist, auf der sie objektivere und unabhängigere Ansichten über die Geschehnisse in Gaza erfahren können. Es ist kein Zufall, dass nicht lange nachdem Jonathan Greenblat von der Anti-Defamation League auf Band aufgenommen wurde, wie er sich panisch über den Meinungsumschwung der jüngeren Generation weg von der Loyalität zu Israel äußerte, eine große PR-Aktion über die „chinesische Infiltration“ der Plattform sowie Forderungen nach einem Verbot der beliebten Anwendung aufkamen.

    „Wir haben ein großes, großes, großes Generationsproblem (TikTok)“, sagte Greenblat. In der vergangenen Woche stimmten beide Kammern des Kongresses für ein Verbot von TikTok. Problem gelöst? Nicht ganz.

    Also zurück zu den Protesten.

    Zehntausende von Studenten von der New Yorker Columbia University bis zur University of Southern California haben sich erhoben, um ein Ende der US-Unterstützung für Israels 200 Tage andauernde totale Zerstörung des Gazastreifens als Vergeltung für den blutigen Überfall der Hamas auf israelisches Gebiet am 7. Oktober zu fordern.

    Bis heute sind mehr als 35.000 palästinensische Zivilisten in Gaza getötet worden, darunter schätzungsweise 15.000 Kinder. Die Hamas hingegen ist Berichten zufolge nicht nennenswert geschwächt, und ihr gewaltiges Tunnelsystem bleibt intakt. Der ehemalige General der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Yitzhak Brick, erklärte gegenüber der israelischen Zeitung Maariv, dass Israel den Krieg gegen die Hamas bereits verloren habe und dies zugeben müsse.

    Die wilde Unverhältnismäßigkeit der israelischen Reaktion hat das Gefühl der Abscheu und die Forderung nach Gerechtigkeit unter der Jugend des Landes belebt und entfacht. In jüngster Zeit waren die grausamen Details des israelischen Massenmordes an Hunderten von Patienten im Nasser-Krankenhaus in Gaza – viele von ihnen wurden mit gefesselten Händen und Füßen aufgefunden – möglicherweise der letzte Strohhalm, der zu Massenaktionen von Studenten im ganzen Land führte.

    Als die Welle der Studentenproteste am Mittwoch den Bundesstaat Lone Star erreichte, verschwendete der texanische Gouverneur Gregg Abbott keine Zeit und rief die Texas State Troopers an, um den Protest an der Universität von Texas zu zerschlagen. Schwer bewaffnete Polizisten – einige davon auf Pferden – marschierten auf den Campus und versuchten, die Menge der Demonstranten zur Auflösung zu zwingen. Wie zu erwarten war, geriet die Situation sehr schnell außer Kontrolle, und die Trooper griffen die Teilnehmer des zunächst friedlichen Protests an und verhafteten sie.

    Im ganzen Land verhalten sich viele „Einflussnehmer“ der professionellen politischen Rechten wie die „aufgeweckten Schneeflocken“, die sie verhöhnt haben, und fordern, dass unsere grundlegende Freiheit, sich frei zu versammeln und unsere Meinung zu äußern, in diesem speziellen Fall aufgrund des Themas geändert wird.

    ….

    Wie so oft wird das Vorgehen staatlicher Akteure gegen diese Protestbewegung die Bewegung nur stärken. Wir haben noch nicht einmal den Anfang von dem gesehen, was uns bevorsteht.

    Umfragen zeigen deutlich, dass eine beträchtliche Mehrheit in Amerika der Meinung ist, dass Israel mit seiner Reaktion auf den 7. Oktober viel zu weit gegangen ist. Zum ersten Mal in meinem Leben ist Amerika mehrheitlich gegen Israel, und dieser Wandel ist mehr als alles andere ein Generationswechsel. Daher die Panik von Greenblat.

    ….

    Am 4. Mai jährt sich zum 54. Mal der Tag, an dem Nixons Nationalgarde vier Studenten an der Kent State University in Ohio tötete, weil sie gegen unsere Tötungskommandos in Vietnam protestiert hatten (Massaker von My Lai). Werden Soldaten in den USA wieder anfangen, Demonstranten niederzumetzeln?“

Die Bewegung an den US-Universitäten beruht offenbar auch auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Eine der führenden Unis bei den Protestbewegungen ist die New Yorker University of Columbia. Im Jahr 2021 veröffentlichte die Columbia Undergraduate Law Review der Columbia University in New York eine längere Betrachtung zum Thema Recht auf Selbstverteidigung, das Israel gegenüber Hamas und den anderen Palästinensern in der Westbank immer behauptet. Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass Besatzungsmächte kein Recht auf Selbstverteidigung haben, die Menschen in den besetzen Gebieten – in diesem Fall Gaza, große Teile der palästinensischen Westbank, die Golan Höhen und Ost-Jerusalem – aber sehr wohl. Mehr dazu hier.

Die Parallelen zwischen 1968 und 2024 sind frappierend. Ob die weitere Entwicklung ähnlich verlaufen wird? Zu hoffen ist, dass wieder eine starke Friedensbewegung entsteht, die auch für Demokratie und Grundrechte und gegen deren Beschneidung durch globalistische Organisationen wie EU; WHO oder UNO eintritt.
Bidl: Screenshot Video auf X

https://tkp.at/2024/04/28/anti-israel-genozid-proteste-erinnern-immer-staerker-an-anti-vietnamkrieg-bewegung/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_source_platform=mailpoet&utm_campaign=daily-notification


Freitag, 26. April 2024

PUTINS WARNUNGEN - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2024/04/26/die-gefahr-wird-realer-dringen-putins-warnungen-vor-einem-atomkrieg-zu-den-amerikanern-durch/


Die Gefahr wird realer: Dringen Putins Warnungen vor einem Atomkrieg zu den Amerikanern durch?

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 26. APRIL 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


Von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru

Westliche Medien und Politiker lügen ständig, Russland drohe mit einem Atomkrieg. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn Russland warnt immer eindringlicher vor der Gefahr eines Atomkrieges, aber offenbar versteht man im Westen gar nicht, mit welchem Feuer man spielt.

Man kann durchaus sagen, dass in russischen Expertenkreisen eine gewissen Verzweiflung vorherrscht, weil die westlichen Eliten offenbar nicht verstehen, mit welchem atomaren Feuer sie spielen. Wer meint, eine Nuklearmacht sei militärisch besiegbar, der scheint vergessen zu haben, dass auch die zurückhaltendste Atommacht Gegner im Falle des eigenen Untergangs seine Gegner mit in den Untergang reißen würde. Das gilt für Israel, das aus diesem Grunde nicht mehr ernsthaft angegriffen wurde, seit es ein offenes Geheimnis ist, dass Israel die Atombombe hat. Das gilt aber auch für alle anderen Atommächte, inklusive Russland.

Im Westen wird hingegen fabuliert, Russland dürfe in der Ukraine nicht gewinnen, oder sogar, Russland müsse den Krieg verlieren. Spätestens letzteres würde bei dem Krieg an Russlands Grenze aus russischer Sicht die Gefahr des Endes des russischen Staates bedeuten, was zwangsläufig dazu führen würde, dass Russland sich gezwungen sehen würde, als letzte Chance auf Atomwaffen zu setzen.

Das ist keine bahnbrechende Erkenntnis, die USA und alle anderen Atommächte würden ja nicht anders handeln.

Trotzdem eskaliert der Westen weiter, erhöht die Einsätze und verschärft seine Rhetorik, was am Ende zur atomaren Katastrophe führen dürfte. Es ist ja kein Krieg an den Grenzen der USA, der die Existenz der USA gefährden würde, wenn der Krieg verloren geht. Man sollte im Westen mal wieder anfangen, die Dinge auch aus der Sicht des Gegners zu sehen und sich die Situation umgekehrt vorstellen.

Offenbar ist den Eliten im Westen nicht bewusst, mit welchem Risiko sie spielen, und diese Sorglosigkeit und dieses Unverständnis der Entscheidungsträger im Westen sind es, die russische Experten buchstäblich zur Verzweiflung bringen. Schon im letzten Sommer hat ein sehr einflussreicher russischer Experte in einem in Russland heiß diskutierten Aufsatz gefordert, Russland solle irgendwo in Europa, beispielsweise in Polen, eine kleine Atombombe zünden, damit der Westen endlich versteht, worum es tatsächlich geht.

Der Experte hatte die Eskalationspolitik des Westens analysiert und sah keine andere Möglichkeit mehr, einen großen Atomkrieg zu verhindern, als einen nuklearen „Warnschuss“, um die Traumtänzer in den westlichen Regierungen endlich aus ihren unrealistischen Vorstellungen zurück in die harte Wirklichkeit zu holen.

Auch Präsident Putin hat im Februar in seiner Rede an die Nation auf diese Gefahr hingewiesen, ohne dass es im Westen jemand gehört hätte. Nun aber scheinen einige einflussreiche Kolumnisten in der USA doch begonnen zu haben, das Thema zu verstehen. Darüber hat Andrej Schitow, einer besten USA-Kenner Russlands, bei der TASS einen ausgesprochen lesenswerten Artikel verfasst, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Debatte über nukleare Drohungen: Dringen Putins Warnungen zu den Amerikanern durch?

Andrej Schitow über die Frage, ob man sich öfter mal einen Atomkrieg vorstellen sollte

In seiner Februar-Rede vor der russischen Föderalversammlung erinnerte der russische Präsident Wladimir Putin an „das Schicksal derer, die einst ihre Kontingente in unser Landes geschickt haben“. „Aber jetzt werden die Konsequenzen für mögliche Interventionisten noch viel tragischer sein“, warnte er. „Sie müssen endlich begreifen, dass auch wir Waffen haben … die Ziele auf ihrem Gebiet treffen können.“

„Und alles, was sie sich jetzt ausdenken, womit sie die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzen, all das droht wirklich zu einem Konflikt mit dem Einsatz von Atomwaffen zu werden, was die Zerstörung der Zivilisation bedeutet – verstehen die das nicht?“, fuhr der russische Präsident fort und fügte hinzu, dass die Leute, um die es geht, anscheinend „schon vergessen haben, was Krieg ist“.

Ich habe Angst, es heraufzubeschwören, aber das von Putin geforderte Verständnis scheint im öffentlichen Bewusstsein der USA allmählich aufzutauchen – wenn nicht in der herrschenden Elite selbst, so doch zumindest bei denen, die ihr medial und ideologisch dienen. Kürzlich haben zwei der führenden liberalen Zeitungen des Landes – zuerst die New York Times und dann der Boston Globe – ausführliche redaktionelle Kommentare zum Thema der nuklearen Sicherheit abgegeben. Der Boston Globe veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel „Wir müssen anfangen, uns über die Bombe Sorgen zu machen“, begleitet von einem Video mit dem Titel „Russland beschuldigt die Ukraine, eine Nuklearanlage angegriffen zu haben“, in dem Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, dass die ukrainischen Angriffe auf das Kernkraftwerk Saporoschje eine „sehr gefährliche Provokation“ seien.

„Zeit, zu protestieren“

Das März-Special At the Brink der New York Times ist ein multimediales Paket über nukleare Bedrohungen; ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den mehr als vier Jahrzehnten, in denen ich die Zeitung lese, jemals etwas Vergleichbares gesehen habe. Der einleitende Essay der Redakteurin der Kolumnenseite, Kathleen Kingsbury, trägt den Titel „Es ist Zeit, wieder gegen Atomkriege zu protestieren“. In einem der Texte des Hauptautors des Projekts, William Hennigan, wird betont: „Selbst ein begrenzter Atomkrieg kann katastrophale Folgen haben. Im Jahr 2022 zeigte eine wissenschaftliche Studie, dass bei der Zündung von 100 Bomben der Größe von Hiroshima – weniger als ein Prozent des geschätzten weltweiten Atomwaffenarsenals – in bestimmten Städten mehr als fünf Millionen Tonnen Ruß in die Luft geblasen werden könnten, der den Himmel bedeckt, die globalen Temperaturen senkt und die größte globale Hungersnot der Geschichte verursacht. Schätzungsweise 27 Millionen Menschen könnten sofort sterben und bis zu 255 Millionen weitere würden in den folgenden zwei Jahren hungern und sterben.“

Die Zeitung berichtet, dass sie ihr Projekt etwa ein Jahr vorbereitet hat. Sie schreibt: „Diese Geschichte darüber, was auf dem Spiel stünde, wenn auch nur eine kleine Atomwaffe eingesetzt würde, basiert auf Modellrechnungen, Recherchen und Hunderten von Stunden an Interviews mit Menschen, die eine Atomexplosion überlebt haben, die ihr Leben der Erforschung eines Atomkriegs gewidmet haben oder die Pläne für das, was danach passieren würde, gemacht haben.“

Der New York Times zufolge enthüllt sie nun „zum ersten Mal die Details“, wie Washington und Kiew „fast zwei Jahre mit der Planung dieses Szenarios verbrachten haben“; wie im Herbst 2022 die Wahrscheinlichkeit eines Atomschlags als Reaktion auf die geplante Invasion der Krim durch ukrainische Streitkräfte von den US-Geheimdiensten „auf 50:50“ geschätzt wurde; wie die USA, „auf das Schlimmste vorbereitet, eilig Ausrüstung und Vorräte nach Europa brachten“, einschließlich Probenentnahmegeräten und „mehr als tausend Handdosimetern“. Beachten Sie dabei übrigens, wie Washington die wahrscheinlichen Folgen der ukrainischen „Gegenoffensive“ einschätzte, die sie selbst angezettelt hatten.

Das „Tiger Team“

Die New York Times berichtet auch, wie „viel früher, nur vier Tage nach dem Beginn“ der russischen Militäroperation, eine spezielle behördenübergreifende Arbeitsgruppe mit dem Namen „Tiger-Team“ im Stab des Weißen Hauses unter dem Dach des Nationalen Sicherheitsrates der USA eingerichtet wurde, um „ein neues nukleares Playbook zu entwickeln, das Pläne und Reaktionen für verschiedene Situationen beschreibt“. Dieses „detaillierte Menü diplomatischer und militärischer Optionen“, das „für den Fall eines nuklearen Angriffs in der Ukraine“ entwickelt wurde, wartet nun laut der Zeitung im Eisenhower Executive Office Building, direkt neben dem Westflügel des Weißen Hauses, wo sich das Oval Office des US-Präsidenten befindet, bis seine Zeit kommt.

In dem Bericht heißt es schließlich, dass der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am 23. Oktober 2022 seine Kollegen aus den USA, Großbritannien, der Türkei und Frankreich anrief, um sie vor einer möglichen Provokation durch die ukrainischen Streitkräfte mit einer „schmutzigen Bombe“ zu warnen. Der Zeitung zufolge „glauben viele in Washington“, dass das der Moment des „größten Risikos eines Atomkriegs seit der Kubakrise von 1962“ gewesen sei. Danach nahm die Spannung rund um das Thema der nuklearen Bedrohung allmählich ab. Jetzt steigt sie bekanntlich – wegen der häufigeren ukrainischen Angriffe auf das Kernkraftwerk Saporoschje – wieder an.

Die „theologische“ Frage

Ein gesonderter Kommentar in dem Paket der New York Times ist der Frage der „alleinigen Autorität“ (sole authority) des US-Präsidenten gewidmet, ohne den Kongress oder einen seiner Berater zu konsultieren, den Einsatz von Atomwaffen anzuordnen. Es wird erklärt, dass diese Regel am 10. August 1945 eingeführt wurde – „nur wenige Tage nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki“; der damalige US-Präsident Harry Truman hielt sie für notwendig, um eine Selbstherrschaft des Militärs zu vermeiden.

Heutzutage ist das Thema natürlich besonders aktuell, wenn man den körperlichen und geistigen Zustand des derzeitigen US-Präsidenten Joe Biden betrachtet. Im Text ist davon allerdings keine Rede; er erwähnt lediglich vergangene erfolglose Versuche, die Kontrolle über den nuklearen Knopf in den USA zu verschärfen, insbesondere 1976, „als bekannt wurde, dass Präsident Richard Nixon in den letzten Tagen seiner Amtszeit oft betrunken und depressiv war“. Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, sein Büro überprüfe derzeit, ob die Kontrolle ausreichend sei, fügte aber hinzu, dass „das Thema komplex, fast theologisch“ sei und „noch keine Entscheidung getroffen wurde“.

Hennigan seinerseits bezeichnet den derzeitigen Ansatz als „inakzeptabel“, zumindest im Hinblick auf einen nuklearen Erstschlag. Unter Berufung auf eine Umfrage des Chicago Council on World Affairs aus dem vergangenen Jahr weist er darauf hin, dass 61 Prozent der Amerikaner den Ansatz ebenfalls als unbefriedigend (uncomfortable) ansehen. „Der Kongress sollte unverzüglich einen neuen Rechtsrahmen schaffen, der die Möglichkeiten des Präsidenten einschränkt, einen nuklearen Erstschlag ohne die Zustimmung eines anderen hohen Beamten anzuordnen, es sei denn, die USA werden bereits angegriffen“, schreibt der Autor.

Man muss ja von irgendwas leben…

Übrigens wird in dem Bericht über dieselbe Umfrage insbesondere die „wenig bekannte“ Tatsache erwähnt, dass die USA 1945 auch Tokio bombardieren wollten und Truman seine Entscheidung, den Appetit des Militärs zu zügeln, vor diesem Hintergrund getroffen hat. Darüber schreibt Hennigan nicht, und Hiroshima und Nagasaki werden nur am Rande erwähnt. Doch die New York Times veröffentlichte im Nachhinein eine Sammlung von Leserreaktionen auf das Sonderprojekt, und in einer davon kritisierte ein gewisser Joel Young, ein Historiker und Autor eines kantigen Buches über den internationalen Terrorismus aus New Mexico, die Zeitung für diese Auslassung.

„Ihre Serie ist sicherlich ein wichtiges und seit langem benötigtes Beispiel für Kommentare und analytischen Journalismus“, schrieb er. „Aber die New York Times hätte nicht in unverantwortlicher Weise die Gelegenheit verpassen dürfen, jüngere Leser über die Bedeutung unseres eigenen Handelns aufzuklären – nicht nur bei der Schaffung, sondern auch beim weltweit ersten Einsatz von Atomwaffen, und zwar auf die schrecklichste Weise. In der Tat verlangte nicht nur die historische Wahrhaftigkeit, sondern auch das Gewissen, dass ein detaillierter Bericht über unsere Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am Anfang dieser äußerst wichtigen Serie hätte stehen sollen.“

Andererseits hat die Zeitung einen Brief von Ken Ross aus Michigan zu veröffentlicht, in dem es heißt, dass es die Militäroperation und die damit verbundenen Bedrohungen heute wahrscheinlich nicht gäbe, wenn die Ukraine nicht „im Austausch für das Budapester Memorandum“ von 1994 auf Atomwaffen verzichtet hätte. Na ja, die Andeutung ist klar: Die Zeitung, die der regierenden US-Partei nahesteht, versucht ihr Bestes, um die Situation gegen Russland und Putin umzudrehen. Schließlich zitierte Kingsbury die Warnung des russischen Präsidenten vom Februar als eine „Drohung“. Aber andererseits ist auch die allgemeine Bedeutung des Sonderprojekts klar: Propaganda ist Propaganda, aber man muss ja von irgendwas leben…

Außer Sichtweite und Vorstellungskraft

Der Boston Globe beginnt seinen redaktionellen Kommentar mit der Feststellung, dass das Thema der nuklearen Bedrohung im öffentlichen Bewusstsein der USA noch nicht den ihm gebührenden Platz eingenommen hat. Als Beleg dafür führt die Zeitung die Tatsache an, dass dieses Thema weder in der Rede des Präsidenten zur Lage der Nation im März noch in den jüngsten Gallup- und Pew-Umfragen darüber, worüber sich die Amerikaner derzeit Sorgen machen, erwähnt wurde.

„Wie kommt es, dass die offensichtlichste und dringlichste Gefahr für die Menschheit – noch dringlicher als der Klimawandel und um mehrere Größenordnungen zerstörerischer als Massenmigration, Inflation, Kriminalität oder Terrorismus – für die große Mehrheit der Amerikaner so völlig außerhalb der Sichtweite und der Vorstellungskraft (out of sight and mind) ist?“, fragt die Zeitung. Obwohl sie sagt, sie habe noch „Hoffnungsschimmer“, dass der jüngste Hollywood-Blockbuster „Oppenheimer“ und das neue Buch der kalifornischen Journalistin Annie Jacobsen, „Nuclear War: A Scenario“, ein belletristischer Bericht über einen hypothetischen Schlag gegen die USA durch Nordkorea, die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken werden. Übrigens scheint es, dass es auch auf die Leinwand kommt, und zwar nicht von irgendjemandem, sondern von dem berühmten Kanadier Denis Villeneuve.

„Macht keine Dummheiten“

In diesem Zusammenhang solidarisiert sich der Boston Globe mit dem Sonderprojekt der New Yorker Kollegen, fasst deren Empfehlungen zusammen und versucht, sie zu ergänzen. Die Zeitung schreibt: „Das Problem ist zu groß und komplex für einfache Lösungen. Aber für den Anfang könnte der nächste Präsident Russland dazu drängen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und den letzten der weltweit bestehenden Atomverträge, den NEW-START-Vertrag, zu verlängern.“ Der Vertrag über Maßnahmen zur weiteren Reduzierung und Begrenzung strategischer Offensivwaffen läuft im Jahr 2026 aus.

„Die New York Times empfahl, mehrere zusätzliche Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, darunter: den Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen aufgrund bloßer Berichte über einen feindlichen Atomangriff auf die USA; die Überprüfung der einseitigen Befugnis des Präsidenten zum Einsatz von Atomwaffen; die strikte Begrenzung des Einsatzes künstlicher Intelligenz bei nuklearen Startvorgängen; und die Verbesserung der Kommunikation mit Russland und China, damit ungenaue Informationen (misinformation) oder Falschinformationen die Welt nicht in den Abgrund einer apokalyptischen Krise stürzen“, so der Boston Globe. All das verdient ihrer Meinung nach eine „aktive Diskussion“, aber mit dem Verständnis, dass „das erst der Anfang ist“.

Der Boston Globe fügt auch die Empfehlung von Hans Christensen hinzu, der das Nuclear Information Project bei der Federation of American Scientists in Washington leitet: „Macht keine Dummheiten“. „Zu den schlechten Ideen, von denen einige jetzt informell im Kongress diskutiert werden, gehören der Bau von mehr und stärkeren Waffen und die Verpflichtung, die Waffen näher an unseren Gegnern zu stationieren“, heißt es in der Zeitung.

„Weder das eine noch das andere, so [Christensen], wird unsere Gegner davon abhalten, neue Waffen zu bauen, weshalb sowohl Biden als auch Donald Trump im Wahlkampf besser auf eine harsche Nuklearrhetorik verzichten sollten“.

Es ist erwähnenswert, dass laut Hennigan „die USA sich jetzt darauf vorbereiten, zum ersten Mal seit 1991 neue Atomsprengköpfe zu bauen, als Teil eines jahrzehntelangen Programms zur Modernisierung (overhaul) ihrer Atomstreitkräfte mit geschätzten Kosten von bis zu zwei Billionen Dollar“. „Die Grundzüge des Plans wurden 2010 entworfen, in einem ganz anderen Sicherheitsumfeld als dem jetzigen“, so der New York Times-Autor weiter. „Eine derzeitige oder künftige Regierung kann den Bau von noch mehr Waffen als Reaktion auf die Erweiterung und Modernisierung der Arsenale anderer Länder, insbesondere Russlands und Chinas, begründen“. Der Autor musste es, wie man so sagt,direkt gerochen haben: Am 9. April erklärten der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der Vorsitzende der Stabschefs Charles Brown bei einer Anhörung im Senat, das derzeitige US-Programm sei „notwendig, aber nicht ausreichend“.

Vor diesem Hintergrund fordert der Boston Globe die amerikanische Öffentlichkeit auf, „die Aufmerksamkeit auf die Gefahr eines Atomkriegs zu lenken“. „Vor vier Jahrzehnten hat eine solche Massenbewegung offenbar dazu beigetragen, den überzeugten Verfechter des Kalten Krieges, Ronald Reagan, dazu zu bewegen, ein umfassendes Rüstungskontrollabkommen mit der Sowjetunion auszuhandeln. Der Gedanke, dass sich das Gleiche mit Präsident Biden – oder sogar Trump – wiederholen könnte, ist nicht abwegig“, schreibt der Boston Globe.

„Düstere Aussichten“

Die Skepsis der liberalen Zeitung gegenüber dem Republikanerführer ist verständlich. Aber ich erinnere mich, dass Trump der Idee der nuklearen Sicherheit schon lange nahe steht. In seinen jüngeren Jahren diskutierte er sogar mit Bernard Lown, dem berühmten Herzchirurgen, der die US-Bewegung „Doctors of the World for the Prevention of Nuclear War“ anführte und der zusammen mit seinem sowjetischen Kollegen Jewgenij Tschasow für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow, den ich zu den Versuchen der US-Zeitungen, die nuklearen Alarmglocken zu läuten, befragt habe, sieht in deren Aufrufen im Grunde nichts Neues. „Es ist gut, dass die politisch gestaltenden Kreise und die führenden Medien über die Folgen des schlimmst möglichen Szenarios nachdenken“, sagte der Diplomat. „Aber die Urheberschaft liegt nicht bei diesen Zeitungen. All das wurde bereits in der Ära des Kalten Krieges zwischen Moskau und Washington beschrieben, und es waren die schrecklichen Folgen, die von vielen führenden Wissenschaftlern auf beiden Seiten des Atlantiks beschrieben wurden, die zu der berühmten Formel führten, dass es in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er nicht entfesselt werden sollte.“

In Russland sei diese Formel immer wieder auf höchster Ebene bekräftigt worden, auch in den letzten Jahren, so Rjabkow weiter. Im Westen hingegen würden „elementare und im Großen und Ganzen absolut selbstverständliche, axiomatische Dinge über Bord geworfen“, darunter „die Vorstellung, dass es per definitionem unmöglich ist, eine Atommacht zu besiegen“, und es würden „superaggressive und geradezu unverantwortliche Äußerungen“ gemacht, die auf „die völlige Degradierung der politischen Eliten“ hinwiesen. „Man hat den Eindruck, dass diese Leute verrückt geworden sind, und ihre Bremsen völlig versagen“, sagte er. „Aber diejenigen, die versuchen, uns auf diese Weise auf die Probe zu stellen, sollten morgens mit dem Verständnis aufstehen, dass sie es mit einer Atommacht zu tun habe, und sich abends damit hinlegen.“

Auf die Frage, ob es seiner Meinung nach möglich sei, mit einer künftigen neuen US-Regierung über eine Entspannung zu verhandeln, sagte Rjabkow: „Um zu einem Verhandlungsformat für die Besprechung der strategischen Stabilität zurückzukehren, müssen wir, die Russische Föderation, einen grundlegenden Wandel in der amerikanischen Politik feststellen. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass diese enorme destruktive anti-russische Sprengladung zumindest minimal korrigiert wird. Daher gibt es keinen Grund, über die Wiederaufnahme von Verhandlungen zu sprechen. Und neue Vereinbarungen werden sich nicht von selbst ergeben. Daher sind die Aussichten für die Rüstungskontrolle als Konzept heute sehr düster.“ Wladimir Jermakow, Leiter der Fachabteilung des Außenministeriums, äußerte sich neulich in einem Interview mit dervTASS in die gleiche Richtung.

„Bewahren, nicht zerstören“

Ich möchte daran erinnern, dass die Diskussion über die Grenzen des Zulässigen im nuklearen militärischen Bereich in Russland öffentlich wurde, nachdem Sergej Karaganow, der Ehrenvorsitzende des Präsidiums des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik der Russischen Föderation, im letzten Sommer einen Artikel mit dem Titel „Eine harte, aber notwendige Entscheidung“ veröffentlicht hatte. Darin ging es darum, dass „der Einsatz von Atomwaffen die Menschheit vor einer globalen Katastrophe retten könnte“. Später sagte Präsident Putin dem Autor auf der Valdai-Tagung in Sotschi, dass er seine Position kenne und seine Gefühle verstehe, dass er aber keine Notwendigkeit sehe, die russische Nukleardoktrin zu ändern, weil unser Vergeltungsschlag keinem Aggressor „eine Überlebenschance“ ließe.

Edward Luttwak, ein prominenter amerikanischer Politikwissenschaftler und Experte des Valdai-Clubs, äußerte neulich im Online-Newsletter UnHerd, dass Atomwaffen im Grunde nicht einsetzbar seien, auch nicht in der Ukraine, und dass es daher „Zeit für die NATO sei, ihre Soldaten dorthin zu schicken“. Timofej Bordatschow, ein jüngerer, aber bereits renommierter russischer Experte, witzelte daraufhin in seinem Telegram-Kanal, der „talentierte alte Mann“ Luttwak sei „eifersüchtig auf Karaganows Ruhm“ – allerdings vergeblich, denn dieser sei „nicht zu übertreffen“.

Die Diskussion geht also weiter. Viele ihrer Teilnehmer wiesen zunächst darauf hin, dass sie an sich nützlich ist, um Standpunkte zu klären und zu verstehen, worum es eigentlich geht. Die New York Times stimmt dem zu: In seiner Einleitung zu seinem Haupttext betont Hennigan, dass „der Atomkrieg oft als unvorstellbar beschrieben wird“, aber in Wirklichkeit „wird er sich nicht so oft vorgestellt, wie es sein sollte“.

Ja, es ist in der Tat ein zeitloses Thema, wenn auch in einem erschreckend modernen Gewand. Wie man im alten Rom zu sagen pflegte, „memento mori“.

Und um das Gespräch nicht mit einer düsteren Note zu beenden, möchte ich hinzufügen, dass wir am Freitag, dem 12. April, den Tag der Kosmonautik gefeiert haben. Und einmal mehr haben wir uns an die Worte von Juri Gagarin erinnert: „Als ich in dem Satellitenschiff um die Erde flog, sah ich, wie schön unser Planet ist. Menschen, lasst uns diese Schönheit bewahren und vermehren, nicht zerstören!”

Ende der Übersetzung

https://www.anti-spiegel.ru/2024/dringen-putins-warnungen-vor-einem-atomkrieg-zu-den-amerikanern-durch/

Donnerstag, 25. April 2024

EU - reaktionär, imperialistisch, militaristisch, aggressiv - Freidenker

 Entnommen: https://www.freidenker.org/?p=18862

Europäische Union – reaktionär, imperialistisch, militaristisch, aggressiv

25. April 2024
Webredaktion
,
Wirtschaft
von Prof. Dr. Anton Latzo


Am Anfang stand das Versprechen, ja die Verheißung, die Europäische Union (EU) werde den Kontinent vereinen und Frieden und sozialen Fortschritt bringen. Es wurde die Illusion verbreitet, Europa könne unter kapitalistischen Bedingungen zu Einheit, Frieden und Wohlstand gelangen. Und was ist daraus geworden?

Vorläufer
Die Vorgänger der EU waren die Montanunion (1951) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (1957). Schon an deren Entstehung waren sowohl die europäischen als auch die Monopole der USA interessiert. Dafür waren sowohl ökonomische als auch politische Interessen und Ziele maßgebend.

Eine wichtige Triebkraft war der Antikommunismus. In den revolutionären Umgestaltungen in den Staaten Osteuropas, in der verbreiteten revolutionären Stimmungen in den kapitalistischen Staaten Westeuropas und vor allem in der Existenz und dem zunehmenden Einfluss der Sowjetunion sahen sie eine Bedrohung für ihre imperialistische Politik.

Die Vertreter des deutschen Monopolkapitals, die mit Hilfe vor allem der USA und Englands den zweiten Weltkrieg überlebten, ordneten sich aktiv in diese Front ein. Dazu gehörten auch solche, die schon während der Zeit des Faschismus einflussreiche und Regierungsfunktionen innehatten. Sie machten den amerikanischen und englischen Konzernherren und Regierungen konkrete Vorschläge, sowohl zu „wirtschaftlich-technischen Aspekten“ als auch die „politische Ebene“ betreffend. Arnold Rechberg, führender Mann des      Kalitrusts stellte schon im Oktober 1945 der amerikanischen Militärregierung eine Denkschrift zur Verfügung. Er wurde deutscher Ratgeber dieser Regierung! Und es waren viele mehr!

Verweisen muss man auf die Rolle, die der Finanz- und Wirtschaftsfachmann und Minister der Hitlerregierung, Hjalmar Schacht, im Zusammenspiel zwischen den deutschen und internationalen Monopolen gespielt hat. Im Nürnberger Prozess wurde Schacht am 1. Oktober 1946 mit drei Stimmen des Westens gegen die des sowjetischen Vertreters freigesprochen. Am 13. Mai 1947 verurteilte ihn ein deutsches Gericht zwar zu acht Jahren Gefängnis, aber schon am nächsten Tag ließen die amerikanischen Behörden in Deutschland ihn ins Krankenhaus bringen. Einen Monat später ließen sie verlauten, dass der ehemalige Reichsbankpräsident  „einstweilen“ auf freien Fuß gesetzt wurde.

Obwohl er den Status eines Angeklagten hatte, der für die Verbrechen des Nazi-Regimes Mitverantwortung trug, hatte Schacht immer die Möglichkeit, seine Vorstellungen über die Zukunft des deutschen Kapitalismus und über das Zusammenwirken mit den Westmächten zu äußern – und gehört zu werden. Er sah die Zukunft des deutschen Kapitalismus als ein Glied in der Front gegen Sozialismus. Antikommunismus und Gewerkschaftsfeindlichkeit gehörten zu seinen Lebensmaximen.  Sein Buch „Abrechnung mit Hitler“ (1948) schließt er mit der Forderung, Deutschland als gleichberechtigten Partner in die „atlantische Völkergemeinschaft“ aufzunehmen.

„Deshalb dürfen wir der festen Meinung sein, dass auch die neuesten Opfer, die Deutschland auferlegt worden sind, einen Sinn haben… Vor dem Krieg hatte die Welt Deutschlands Zwangslage und sein Suchen nach einem friedlichen Weg zu seiner Selbsterhaltung nicht verstanden. Nach dem Kriege erkennt die Welt, was sie durch eine Vernichtung Deutschlands verlieren würde.“ Seine Pläne für die Wirtschaft waren noch konkreter. Sie knüpften an seinen Verhandlungen an, die er schon 1943/44 mit Allen Dulles und den anderen USA-Vertretern geführt hatte. Sie boten eine „friedliche“ Neuaufteilung entsprechend der Macht in der Welt des Kapitals an. Schacht wollte nicht nur ein „vereinigtes Europa“, sondern legte – in Kenntnis der amerikanischen Ziele – die Idee „einer einzigen Welt“ vor. In der Zeitung „Die Weltwoche“ (Schweiz) schrieb er 1948:

„Ein führender amerikanischer Einfluss bei entsprechender Kapitalinvestierung in die europäische Industrie würde einen wesentlichen Schritt auf eine einheitliche Weltwirtschaft unter einheitlicher Führung bedeuten“.

Und Schacht war nur ein,  wenn auch sehr wichtiger, Sprecher des deutschen Kapitals. Gefährten auf dem Weg der Spaltung Deutschlands und seiner Integration in die Bündnisse des internationalen Kapitals, waren  Hermann Abs, Robert Pferdmenges, der ehemalige  Reichskanzler Brüning und nicht zuletzt Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Ihr gemeinsames Anliegen war die Rettung der Macht des Kapitals und seiner internationalen Expansion auf der Grundlage des Antisowjetismus und Antikommunismus sowie der Neokolonialismus.

Deutsches Konzept heute
Die politische Union war und ist ein konstantes Ziel in der Europa-Politik aller bisherigen Regierungen der BRD. Dieses Ziel wurde in einzelnen Perioden mit unterschiedlicher Intensität verfolgt, aber nie aufgegeben. In den letzten Jahren wurde jedoch eine neue Akzentuierung eingeführt. Man ist bestrebt, den deutschen Anspruch zu fundieren, wonach die „bisherige europäische Ordnungsmacht Amerika“ zu ersetzen sei. Es wurde das „deutsche Interesse“ an einem „wirtschaftlich und politisch leistungsfähigen Großraum“ mit einem Hinterhof, der bis nach Zentralasien und in den Nahen Osten reicht, verkündet.

Deutschland habe ein „legitimes Interesse an seiner dauerhaften und festen Einbindung in einen wirtschaftlich und politisch leistungsfähigen Großraum, der anderen Weltregionen vergleichbar ist“.

Deutschland müsse als größter und wirtschaftlich stärkster Staat in Europa „in vorderster Linie“ für ein Europa eintreten, das in der Lage sei, sich „gegen äußere  wirtschaftliche, politische und gegebenenfalls auch militärische Pressionen zu wehren“.

In einer SPD-Denkschrift über „Grundwerte für eine gerechte Weltordnung“ wird  der angestrebte „Großraum“ wie folgt umrissen: „Um West- und Mitteleuropa , das sich als integrierte Weltregion etabliert, liegen in einem Halbkreis von Ost nach Süd Russland, die früher mit der Sowjetunion verbundenen Republiken Weißrussland, Ukraine und Moldawien, sowie Transkaukasien und Zentralasien, die Türkei und die Länder des Nahen Ostens  und des Mittelmeeres“:

Die Rolle der EU wird dabei wie folgt gesehen: „Deutschland muss dafür eintreten, dass Europa (also nicht nur EU!) zu seinen Nachbarn eine besonders intensive, konstruktive und dauerhafte Partnerschaft aufbaut, welche die Lösung der sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und politischen Probleme der europäischen Nachbarschaft nicht – wie bisher – vorwiegend den Vereinigten Staaten überlässt“.

Aus der Sicht Deutschlands (gemeint ist Deutschland der Monopole) gehe es heute um die Grundentscheidung, ob die „großen westlichen Nationen“ sich weiterhin der Führung der Vereinigten Staaten unterwürfen, was eine „instabile“ und nicht annehmbare Ordnung bedeute, oder durch die Weiterentwicklung eigener Machtmittel eine nach den eigenen Interessen definierte  „globale politische Ordnung“ durchsetzen.

Der „europäische Raum“ müsse vor allem durch präventive Maßnahmen geschützt werden, und das schließe „rechtzeitige präventive Intervention“  weltweit ein.

Die Geschichte und Politik der EU demonstrieren, dass durch diese multilaterale kapitalistische Staatenorganisation weder die Widersprüche innerhalb der kapitalistischen Staaten noch die zwischen ihnen gelöst bzw. beseitigt werden können. Die Gründung und Entwicklung der EU selbst wurden zur Quelle von Widersprüchen!

Prof. Dr. Anton Latzo ist Historiker und Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes